Viertagefahrt Harz
Die Viertagefahrt führte den Friedberger Geschichtsverein unter Leitung von Lothar Kreuzer in den Harz. Hauptsächliches Fahrtziel
war es, das UNESCO-Welterbe „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“ kennenzulernen. Mitorganisator Achim Meisinger erläuterte die geologischen Verhältnisse und verwies dabei auf Parallelen zwischen dem Harz und dem heimischen Taunus. Erste Station
waren das 1129 gegründete Zisterzienserkloster Walkenried im Südharz. Zum Klosterkomplex gehört neben einem Museum das Welterbe-Informationszentrum, das einen Überblick über die Entwicklung des Harzer Bergbaus bietet. Anschließend fuhr man mit der historischen Schmalspurbahn auf den Brocken.
Diese höchste Erhebung Norddeutschlands (1141 m) besteht hauptsächlich aus Granit und hebt sich markant aus der Mittelgebirgslandschaft heraus. Die Friedberger hatten das Glück, einen der wenigen Tage mit guter Fernsicht zu erleben. Von dem Gipfel verschaffte sich die DDR bis 1990 mit modernstem Spionage-Gerät Informationen über die Bundesrepublik Deutschland. In Hahnenklee, wo die Gruppe logierte, befinden sich im Kurpark und in der Umgebung Teiche, die zur Oberharzer Wasserwirtschaft gehörten. Der zweite Tag galt der Besichtigung Goslars. Neben der gut erhaltenen Altstadt mit etwa 1500 Fachwerkhäusern, zahlreichen Kirchen (romanische Marktkirche, Neuwerkkirche) und weiteren historischen Steinhäusern (u.a. spätmittelalterliches Zunfthaus Kaiserworth) weckte die im 11. Jahrhundert erbaute Kaiserpfalz großes Interesse. Bis in die Stauferzeit wurden hier ca. 100 Reichsversammlungen und Hoftage abgehalten. Von den ursprünglichen Bauten blieben das Kaiserhaus und die St. Ulrichs-Kapelle erhalten. Im Innern wurden die Wandflächen des Kaisersaals am Ende des 19. Jahrhunderts mit monumentalen Gemälden zur deutschen Kaisergeschichte dekoriert. Den Nachmittag verbrachte man im Erzbergwerk Rammelsberg vor den Toren Goslars. Bis zu seiner Stilllegung 1988 war das Bergwerk mehr als tausend Jahre zur Gewinnung von Kupfer, Eisen, Blei und Zink, in geringen Mengen von Gold und Silber an tektonisch zerbrochenen Gängen im Wissenbach-Schiefer in Betrieb. In einer weitläufigen Ausstellung wird die Entwicklung des Bergbaus präsentiert. Die Arbeit der Kumpel erschloss die Einfahrt unter Tage. Am nächsten Tag ging es nach Wolfenbüttel. Hier residierten von 1432 bis 1753 die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Ihr Barockschloss ist das größte erhaltene Niedersachsens. Herausragend ist die Herzog-August-Bibliothek, nicht allein wegen ihrer umfangreichen Bestände, sondern auch, weil hier als Bibliothekare der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1691-1716) sowie der Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1770-1781) wirkten.
Leider konnte die Bibliothek wegen Renovierungsarbeiten nicht besichtigt werden, so dass man nur das Lessinghaus besuchte, in dem Leben und Werk des Dichters, insbesondere Informationen zu seinem Schauspiel „Nathan der Weise“ gezeigt werden. In Braunschweig, ebenfalls Residenzstadt der Braunschweig-Lüneburger Herzöge, beeindruckten die Ende des 19. Jahrhunderts wiederaufgebaute Burg Dankwarderode, ursprünglich die erste nichtkönigliche Residenz im Reich (u.a. mit dem Original des 1166 geschaffenen Braunschweiger Löwen) und der von Heinrich dem Löwen gestiftete Dom, in dem er, seine Ehefrau und sein Sohn, Kaiser Otto IV., ihre Grablege fanden. Den Abschluss des Tages bildete der Besuch des Kaiserdoms in Königslutter, den Kaiser Lothar III. 1135 erbauen ließ. Am vierten Tag besichtigte die Gruppe die Hahnenkleer Stabkirche (erbaut 1907/08, mit Glockenspiel von 2002-2005). Sie besteht nur aus Holzbauteilen, ebenso wie die Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal-Zellerfeld, die größte Holzkirche Deutschlands, erbaut 1642. In der dortigen Bergakademie, heute Technische Universität, wurden wichtige Erfindungen der Bergbautechnik gemacht (Drahtseil, die sogenannte Fahrkunst, Nitroglycerin). Letzte Station war Duderstadt mit vielen teils sehr gut erhaltenen Fachwerkhäusern und dem „Eichsfelder Dom“. Die Studienfahrt wird vom 31. August bis zum 3. September 2023 wiederholt. Es sind noch einige Plätze frei (Kontakt: Friedberger-Geschichtsverein@gmx.de). Reinhard Schartl
Vgl. Wetterauer Zeitung 31.5.2023