Mithras-Ausstellung Frankfurt
Als erste Veranstaltung des Jahres besuchte der Friedberger Geschichtsverein im Archäologischen Museum Frankfurt die Ausstellung „Mithras. Annäherung an einen römischen Kult“. Unter Führung des Archäologen Dr. Hodske wurden die beiden Ausstellungsbereiche im ehemaligen Karmeliterkloster besichtigt, die neben europäischen Leihgaben einen regionalen Schwerpunkt bieten, zu dem auch drei Objekte aus den Beständen des Wetterau-Museums zählen. Zu ihren Fundumständen konnte dessen Leiter Johannes Kögler nähere Informationen beisteuern.
Der im römischen Reich von der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts bis zum Verbot des Heidentums Ende des 4. Jahrhunderts verbreitete Kult hängt namentlich, in seiner Bedeutung und mit Bildelementen wie der phrygischen Mütze mit dem ab ca. 1500 v. Chr. in Persien verehrten Gott Mithra (=Vertrag) zusammen. Mit dem Aufkommen im Westen und seiner Etablierung im römischen Reich erhält der Geheimkult inhaltlich eine neue Ausrichtung mit dem Fokus auf der rituellen Tötung eines Stieres durch Mithras, aus der neues Leben erwächst. Oft wird Mithras mit Sol invictus, dem unbesiegten Sonnengott, gleichgesetzt. Die Kultbilder mit der Stiertötung und andere Objekte bieten einen festen Bildkanon. Sie stammen aus einheimischem (Stein-)Material und sind künstlerisch einfach gehalten, waren aber -wie Vieles in der Antike- mit leuchtenden Farben hervorgehoben.
Der Mithraskult, als Erlösungsreligion gleichzeitig mit und in Konkurrenz zum Christentum, war Männern vorbehalten, seine Anhänger stammten aber entgegen früherer Forschungsmeinung nicht überwiegend aus dem Militär. In ihm spielte die Zahl sieben eine wichtige Rolle, z.B. bei den Weihegraden vom Raben bis zum Pater (Vater) oder bei den Treppenstufen zum Kellergewölbe als Kultraum, in dem man sich mit Blick auf das zentrale Kultbild zu gemeinsamem Mahl versammelte, von dem Überreste von Hühner- oder Ferkelknochen zeugen. Den Räumlichkeiten angepasst hatte eine Kultgemeinde nur etwa 20 bis 40 Mitglieder, weswegen es in Nida vier oder fünf und in Friedberg vielleicht drei Mithräen gegeben hat. Dass in Nida (Heddernheim) und in der näheren Region am Limes auffallend viele Mithräen entdeckt wurden, liegt möglicherweise an der hier intensiver betriebenen Forschung.
Neben der Qualität der Exponate will die Frankfurter Ausstellung zeigen, dass mangels schriftlicher Zeugnisse der Deutung von Kunstwerken und der Erkenntnis über viele Details des Kultes Grenzen gesetzt sind. Herausragend sind die Funde aus Nida, teils farblich rekonstruiert, sowie die Modellbauten der Kultstätten wie die aus Vulci in Etrurien. Der einst modernen Theorie, die Bildgestaltung des Kultes als einen astronomischen Code zu deuten, wird nicht gefolgt. Mit dem Basiswissen des Ausstellungsbesuches kann man seine Kenntnis des Mithraskultes im Wetterau-Museum in Friedberg vertiefen, dessen großes Kultbild wegen seiner festen Verankerung nicht nach Frankfurt verliehen werden konnte.
Lothar Kreuzer
Siehe auch Wetterauer Zeitung, 2. Februar 2023