50 Jahre Eingemeindung: Ockstadt, Bruchenbrücken

Der Friedberger Geschichtsverein schloss vor gut gefülltem Auditorium seine Vortragsreihe „Die Friedberger Stadtteile seit der Eingemeindung vor 50 Jahren“ mit der Präsentation von Ockstadt und Bruchenbrücken ab. Nach jeweils einleitenden Worten von Stefanie Kipp und Gunter Best für die Ortsbeiräte stellten Werner Margraf und Erhard Gröschl medial unterstützt ihre Ortsteile vor.

Margraf beschrieb nach einer Einstimmung mit Ockstädter Impressionen die Eingemeindung nicht als Ehe, sondern als Adoption, bei der dem Wunsch einer Zuordnung nach Bad Nauheim nicht entsprochen wurde. Ockstadt brachte für Friedberg den größten Bevölkerungszuwachs und die größte Gemarkung ein. Es war vorher schuldenfrei und in Sachen Grundversorgung autark. Seitdem hat es erhebliche Veränderungen im Alltag gegeben. Die Zahl landwirtschaftlicher Betriebe sank von siebzig auf drei. Dagegen betreiben heute drei Betriebe die Nische Obstanbau, sonst ein Nebenverdienst, im Vollerwerb. Von den Zusagen des Grenzänderungsvertrages fehlt noch das Rückhaltebecken am Leihgraben, beim 1972 erbauten Bürgerhaus steht eine Sanierung an, um die Sporthalle und den Erhalt des Schwimmbades hat man Jahrzehnte kämpfen müssen. Seit das Bad unter der Regie des Fördervereins betrieben wird, konnten die Kosten erheblich reduziert werden. Seit der neuen B 3 ist Ockstadt deutlicher von der Kernstadt getrennt, die Ortsvereine stützen den Zusammenhalt und die Identität. Erholung findet man auf der ehemaligen Raketenstation, dem Golfplatz, rund um das Feldkreuz am Kirschenberg oder im „Friedberger“ Stadtwald, wo das Kleinkastell Ockstadt als Teil des Limes zum Weltkulturerbe gehört. Wie sich schon beim Neubau der Jakobus-Kirche zeigte, ist Tatkraft und Eigenleistung ein Ockstädter Markenzeichen.

Obwohl Bruchenbrücken durch zwei Bahndämme von Friedberg getrennt ist, haben die vom Ortsvorsteher als freundlich, friedlich und nett charakterisierten ‚Bärenschweizer‘ trotz der Nähe zu Assenheim freiwillig die Chancen der Eingemeindung in das größere Friedberg wahrgenommen. Kindergarten, Feuerwehrstützpunkt, in den 80er Jahren Turn- und Mehrzweckhalle und ein neues Sportgelände wurden aus dem Einigungsvertrag umgesetzt. Mit verschiedenen Baugebieten wuchs die Bevölkerung um ein gutes Drittel auf 1900 Einwohner. Deutlich war auch hier der Rückgang von Landwirtschaft, Gewerbe und Handwerk, während die Zahl der Vereine und Parteien stabil blieb. Die S-Bahn brachte 1978 den Halbstundentakt, die Busverbindung nutzen vorrangig die Schüler, die – hart erkämpft – in den ersten beiden Jahrgängen noch am Ort unterrichtet werden. Eine Bürgerinitiative sorgte 2020 für Glasfaserkabel, guter Fernsehempfang steht noch aus. Die Windkraft ist nicht mehr so strittig, am Hochwasserschutz wird gearbeitet. Schmerzlich ist der Rückgang bei der Nahversorgung, bei Gaststätten und Ärzten, der Ort hat zunehmend den Charakter einer reinen Wohnstätte. Neubürger werden jedoch gut integriert. Trotz der Entfernung zur Kernstadt kommt man mit ihr gut zurecht und hat sie im neuen Wappen des Stadtteils integriert.

Abschließend zeigte sich Lothar Kreuzer, der Vorsitzende des Geschichtsvereins, erfreut, dass man mit der Vortragsreihe zur Eingemeindung, die Friedberg in deutlich erweitertem Gebiet neue Anforderungen und Chancen brachte, den Beitrag leisten konnte, den Nachbargemeinden eines Festakts für würdig hielten.

 

Vgl. Wetterauer Zeitung 10.12.2022

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