Hoos, Friedberg 1848

Ein Prosit auf die Revolution von 1848 in Friedberg!

Auch in Friedberg gab es 1848 revolutionäre Bestrebungen. Aber gab es auch eine Revolution? Dieser Frage widmete sich Hans-Helmut Hoos beim jüngsten Vortrag vor dem Geschichtsverein.

Was blieb von der Revolution in Friedberg? Nicht viel, wenn man der »Wetterauer Reimchronik« (1849) von Eduard Ruths Glauben schenken darf. »Es standen als Streiter auf feindlicher Seit’ / Aristokraten, Bürokraten und ähnliche Leut’. // Von kleinen Herrn die großen Diener. / Auch hier und da ein verblendeter Sohn / Des Volks stand im Dienste der Reaction; / und solche, die da konnten den alten Zopf / Nicht los werden; die mit dem vernagelten Kopf.«

Hans-Helmut Hoos

Davon gab es offenbar viele in Friedberg. Wie Hoos anhand statistischer Zahlen zeigte, hat sich die Sozial- und Wirtschaftsstruktur der Kreisstadt in jenen Jahren kaum verändert. Die Oberschicht blieb stabil, und sie gab den Ton in den politischen Debatten an.

Hoos, lange Jahre Leiter des Gymnasiums in Weilburg und Erforscher der jüdischen Geschichte Friedbergs, richtete den Blick zunächst auf die Vorgeschichte der Revolution: der »Vormärz« mit Hungersnöten, rigoroser Zensur und Unterdrückung der Meinungsfreiheit. In Friedberg waren es Kandidaten des Lehrer- und des Predigerseminars, die fortschrittliche Gedanken verbreiteten. Ein wichtiger Akteur war auch Theodor Trapp, Inhaber der Mohrenapotheke, der an der Verteilung des »Hessischen Landboten« beteiligt war. Als er im August 1833 aus der Haft entlassen wurde, wurde ihm zu Ehren in Friedberg ein Ball gegeben. Als er 1838 im dritten Stock der Klosterkaserne an den Folgen der Folter starb, regte sich kein Widerstand. Hoos: »Man war in Friedberg längst mit anderen Angelegenheiten beschäftigt.«

Jubel für die Fürsten

1847 jubelten die Friedberger dem Erbgroßherzog und dem russischen Thronfolgerpaar zu, und als im März des folgenden Jahres Kreisrat Friedrich Küchler (im Volksmund »Pascha« genannt) vom Balkon des Hotels Trapp die »Märzerrungenschaften« verkündete (freie Presse, Volksbewaffnung, Einberufung einer Nationalversammlung), da waren es die konstitutionell-monarchischen Kräfte, die im weiteren Verlauf der Revolution den Ton angaben. Eine Bürgergarde sorgte für »Ruhe und Ordnung«, nach den Aufmärschen auf der Seewiese wurde die »Revolution« in einer der 46 Gastwirtschaften der Stadt kräftig begossen.

War es eine Revolution oder, wie der Chronist Christian Waas schrieb, nur ein »tolles Jahr«? Toll im Sinne von »wahnsinnig«, keinesfalls positiv gemeint. Hoos, der für seine akribischen Recherchen bekannt ist, verschob die Antwort auf einen Folgevortrag. Unter der Hand wurde das Material, das er in Archiven aufstöberte, immer mehr. Der Vortragende bedauerte dies, die Zuhörer nahmen es schmunzelnd zur Kenntnis. So darfman sich auf einen spannenden zweiten Teil freuen. Auf den Vortrag folgte die Jahreshauptversammlung des Friedberger Geschichtsvereins (Bericht folgt).

 

Vgl. Wetterauer Zeitung  17. März 2018

Redakteur Jürgen Wagner

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