Fahrt Bodensee

Eine viertägige Exkursion führte den Friedberger Geschichtsverein unter Führung von Hans Wolf rund um den Bodensee und in oberschwäbische Reichsstädte. Die Region war alemannisches Siedlungsgebiet, staufischer und welfischer Besitz. Neben den Habsburgern waren später kleine Herrschaften, Ritterschaften, Reichsstädte und geistliche Territorien prägend. Hans Wolf führte zu 16 Orten mit herausragenden Baudenkmälern, zu Klosteranlagen und Stadtzentren.

In Friedrichshafen, erst 1811 als Seezugang vom württembergischen König gegründet, wurde als ein Höhepunkt im  Zeppelin-Museum die zu Beginn des 20. Jahrhunderts führende Technik der Luftschiffe in ihrer zivilen Nutzung, ihrem verdeckten Einsatz im 1. Weltkrieg, der Katastrophe der Hindenburg, mit der Produktion von Flugzeugträgern für die amerikanische Marine und der neuen Technik mit Einsatz von Helium präsentiert.
Seine einstige geistige und weltlichen Macht präsentiert die Reichsabtei Reichenau: In St. Georg mit der ältesten Ausmalung nördlich der Alpen, den zwei Querhäusern und zwei Chören in Mittelzell und der Rokokoausstattung der ursprünglich romanischen Kirche von Niederzell. Auf der Reichenau entstand in der Karolingerzeit der Klosterplan für das durch seine Bibliothek im Rokokosaal und die Schreibwerkstatt zum Weltkulturerbe erhobenen St. Gallen, wo der vocabularius Ende des 8. Jahrhunderts einen der ältesten Texte des Althochdeutschen produzierte und eine Handschrift des Nibelungenliedes aufbewahrt wird. Führendes Zisterzienserkloster in Schwaben war Salem, in dessen klassizistischen Kirchenneubau   Alabaster verwendet wurde. An seinem Wohnsitz schuf der letzte Reichskanzler Max von Baden später mit dem Reformpädagogen Kurt Hahn ein Schulinternat, das u.a. Prinz Philip besuchte. Von Salem wurde  der Bau der Wallfahrtskirche Birnau in Auftrag gegeben, die als Meisterwerk von Peter Thumb gilt. Der Rokokobau thront exponiert über dem Bodensee. Nicht weniger imposant ist der Blick von der Terrasse des Barockschlosses Meersburg. Wo einst eine Burg den Merowingern zur Sicherung der Christianisierung diente, ließen sich nach der Reformation die Fürstbischöfe von Konstanz nieder.

Konstanz, gegründet als römisches Kastell, war größtes deutsches Bistum, wichtige Station vor dem Alpenübergang, 1414-18 Konzilsort, wo Hus als Ketzer verbrannt und die Hohenzollern mit der Mark Brandenburg belehnt wurden. Im Münster findet sich am Nachbau der Jerusalemer Grabeskirche  die älteste Bauplastik am Bodensee. Lindau hat sich aus einer Fischersiedlung auf der Insel und dem 822 erwähnten Damenstift entwickelt. Barocke Stifts-und Pfarrkirche, unterschiedlich prachtvoll ausgestaltet, stehen nah beieinander.

In Weingarten gründeten die Welfen am Sitz ihrer Stammburg 940 ein Frauenkloster. Die Klosterkirche gilt nach dem Umbau Anfang des 18. Jahrhunderts als Deutschlands größte Barockkirche. Fünfschiffig ist  die Basilika in Überlingen, sie zeigt mit ihrem Skulpturenschmuck die reiche Reichsstadt, einige Figuren im Manierismus der Spätrenaissance.

Führend bei den Reichsstädten Oberschwabens war Ravensburg. Reinhard Schartl stellte die Große Ravensburger Handelsgesellschaft vor,  eine der mächtigsten europäischen Handelspartner des Spätmittelalters. Wangen, heute noch mit geschlossenem mittelalterlichem Stadtbild, hatte als Exportschlager die Sense. Es war Sitz der Bodensee-/Allgäuer Ritterschaft, wie es Radolfszell für die Hegauer war. Städtische Macht demonstrierten hohe Blasertürme und stattliche Handelshäuser. Isny war durch Leinweberei zu Ansehen gekommen und hatte eine bekannte Predigerbibliothek. Mit den Residenzen in Tettnang hatte sich das Grafengeschlecht Monfort finanziell überhoben und verlor es an Habsburg.

Literarische Begleiter waren Victor von Scheffels Roman „Ekkehard“ über die schwäbische Herzoginwitwe Hedwig, Gedichte von Anette von Droste-Hülshoff, die in Meersburg ihren Lebensabend verbrachte, und Hermann Hesse, der erste Tantiemen in eine erste eigene Immobilie in der Abgeschiedenheit von Gaienhofen investierte.

Abgerundet wurde die Exkursion durch geologische Informationen von Achim Meisinger über die Vulkanlandschaft des Hegaus und den eiszeitlichen Formenschatz der Gletscher rund um den Bodensee, der Ursache für den  ursprünglichen Verlauf des Rheins ist.

 

Für die Wiederholung der Fahrt vom 16.-19.8. sind noch wenige Plätze frei.

Anmeldung unter Friedberger-Geschichtsverein@gmx.de

Lothar Kreuzer

gekürzt in Wetterauer Zeitung 8.6.2018

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