Fahrt Starkenburg III
Die dritte Tagesfahrt des Friedberger Geschichtsvereins in die Region Starkenburg führte unter Leitung von Hans Wolf von Groß Umstadt in den hinteren Odenwald zu acht historisch aufschlussreichen Stationen. Kirchlich dem Kloster Fulda unterstellt hatte Groß Umstadt mehrere Herren, die in Adelshöfen repräsentativ wohnten, wie der auch zur Friedberger Burgmannschaft zählende Wambolt von Umstadt. Von der Blüte unter pfälzisch-hessischer Herrschaft zeugt das prächtige Renaissance-Rathaus. Die seit 850 Jahren durchgehend bewohnte Burg Breuberg ist eine der besterhaltenen Burganlagen Süddeutschlands. Als Fuldaer Burglehen wurde sie in der Stauferzeit errichtet, später unter den Erbachern zur Festung gegen den Einfluss der hessischen Landgrafen ausgebaut. Die zu Reichsgrafen aufgestiegenen Erbacher prägten nicht nur die Zentren Michelstadt und Erbach. Als Lehnsmänner des Pfalzgrafen gewannen sie an Bedeutung. In Fürstenau errichteten sie sich eine Sommerresidenz. In der Renaissance zeigten sie ihren gesellschaftlichen Aufstieg durch einen riesigen Schmuckbogen als Eingang zur Kernburg. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts residiert in Fürstenau eine Nebenlinie der Erbacher. Früher diente die Burg zur Sicherung der Einhards-Basilika in Michelstadt-Steinbach. Zwischen 815 und 827 von dem einflussreichen Laienabt und Berater Karls des Großen erbaut, ist sie eine der wenigen aus der Bauzeit erhaltenen karolingischen Bauwerke Deutschlands. Hans Wolf ließ die Heiligenverehrung des frühen Mittelalters durch den Vortrag der abenteuerlichen Kriminalgeschichte um den Raub und die Überführung der Märtyrergebeine des Marcellinus und Petrus, die später nach Seligenstadt kamen, lebendig werden. In der Fachwerkstadt Michelstadt ragen neben dem Rathaus die Residenz der Erbacher und ihre Grablege in der Pfarrkirche heraus. Am Sitz Erbach bauten sie die einstige Wasserburg aus; die barocke Fassade des Schlosses zum Marktplatz hin demonstriert die Macht der Schenken der Kurpfalz ebenso wie der doppelgeschossige Herrschaftssitz in der Kirche. Ende des 18. Jahrhunderts leistete man sich in Eulbach ein Jagdschloss und ließ 1802 durch den berühmten Gartenarchitekten von Sckell einen Englischen Garten gestalten, die der regierende Graf nach der Mode der Zeit und seiner Vorliebe für römische Altertümer vom nahen Limes bestückte. Der Macht und Pracht der Residenzen setzte Hans Wolf die Abgabenlast der Bauern entgegen, deren Armut im 19. Jahrhundert durch Ablösezahlungen an die ehemaligen Grundherren enorm zunahm. Schattenseiten der Geschichte begegnete die Gruppe auch beim Gang durch die Judengasse in Groß Umstadt, die die Juden vom christlichen Stadtzentrum fernhielt, und den Halt vor der ehemaligen Michelstädter Synagoge. Letzte Station war Beerfelden mit der durch 12 Röhren kunstvoll eingefassten Mümling-Quelle und dem oberhalb stehenden, weithin sichtbaren dreischläfrigen Galgen, an dem sich bis 1804 viele schlimme Schicksale abspielten.
Lothar Kreuzer
Vgl. Wetterauer Zeitung 28.9.2017