Vortrag Freimaurer

Der Friedberger Geschichtsverein hat die Gelegenheit, dass die heimische Freimaurerloge „Ludwig zu den drei Sternen“ ihm beigetreten ist, genutzt, um  von den beiden letzten Vorsitzenden der Loge (Meister vom Stuhl) in einem Vortrag aus erster Hand Informationen über die Geschichte der Freimaurerei zu erhalten.

Die Entstehung dieses ethischen Bundes freier Männer fußt auf der Tradition  in den großen mittelalterlichen Bauhütten (lodges), in denen sich die Steinmetze, freie und meist gebildete Handwerker, organisierten. Anlehnungen an antike Mysterienkulte und an das Wirken der Tempelritter sind offensichtlich. 1717 schlossen sich in London im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Stadtbrand vier Logen von Freimaurern (engl.:freemasons) zu einer Großloge zusammen. Als Idealtyp eines Vereins im Sinne der Aufklärung und in Abkehr von ständischer Abhängigkeit gründete sich 1737 in Hamburg die erste deutsche Loge. Seit der Epoche des aufgeklärten Absolutismus suchte man durch die Nähe zur jeweiligen Staatsmacht Raum für sinnvolle persönliche Entfaltung und für diskretes humanitäres und soziales Wirken zu finden.

Mit dem Patent der Großloge von Wetzlar gründeten 11 Logenbrüder 1777 die erste Friedberger Vereinigung „Rudolph zu den drey Schwanen“, deren Namen das Protektorat des amtierenden Burggrafen aufgreift. Die Mitglieder, vornehmlich Inhaber von Staatsämtern in Burg oder Stadt, zu 80 % evangelisch, zu 70 % Friedberger, nutzten die rituellen Treffen im Hotel des Logenbruders Trapp (Treffpunkt bis 1933), um mit dem Ziel einer Lebensschulung Tugenden wie Rechtschaffenheit u. a. bewusst und überlegt einzuüben. 1803/04 löste sich die Loge auf, wahrscheinlich, weil im Zuge des Endes des Alten Reiches das Protektorat weggefallen war.

1862 erfolgte die Neugründung „Ludwig zu den drei Sternen“. Die Referenten präsentierten das Protektoratsschreiben Ludwig III. und erläuterten die drei Sterne als Symbole für Liebe, Licht und Leben als wesentliche Elemente ihres Rituals. Bei ihren wöchentlichen Treffen treten die Freimaurer strukturiert und hierarchisch  gegliedert aus der Hektik des Alltags heraus und gewinnen Abstand durch das fest vorgegebene Ritual mit seiner eigenen Sprachwelt. Eine Loge startet mit der Lichteinbringung, die der Erleuchtung dient. In Friedberg kann seit 1966 durch die Stiftung eines Hauses die „Tempelarbeit“ in einem festen Domizil in der Ludwigstr. abgehalten werden.

Über die „dunkle Zeit“, als man der NS- Hetze ausgesetzt war und  später verboten wurde, findet sich im hauseigenen Archiv der Loge nichts mehr. Unter den Brüdern war man damals unterschiedlicher Meinung, ob man durch Aufhebung des Gelöbnisses der Verschwiegenheit  und Anpassung an den Zeitgeist die Existenz retten könne. Es finden sich deutschnationale Parolen, die man auch von führenden Köpfen der Friedberger Gesellschaft und des Geschichtsvereins kennt.

Mit einer Skizze über den Ablauf der Treffen und Hinweise auf aktuelle Aktivitäten und darüber, was Freimaurerei ist bzw. sein kann, ging man zu einer Fragerunde über, in der man u.a. auch von Frauenlogen erfuhr und in der konkrete  Zahlen (weltweit ca. 5-6 Mill. Mitglieder, in Deutschland 15 Tausend in 470 Logen, in Friedberg 35) genannt wurden. Die Referenten verdeutlichten in der Benennung ihrer persönlichen Schwerpunkte, dass man bei allen festen Vorgaben ganz unterschiedlich eine Freimaurerexistenz leben kann.

Lothar Kreuzer

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