Lothar Kreuzer: Historischer Rundgang durch die \

Wetterauer Zeitung, 28.10.2011

»Lothar Kreuzer: Historischer Rundgang durch die \“Keltenwelt\“ «

Exkursion des Geschichtsvereins führt auf den Glauberg, um den Glauberg und zum Herzen des Glaubergs

 

Auf seiner letzten Exkursion in diesem Jahr besuchte der Friedberger Geschichtsverein die „Keltenwelt am Glauberg“. Vorinformationen gaben einen Überblick über die einzelnen Etappen von den spektakulären Funden seit 1988 bis zur Einrichtung des Dezentralen Archäologischen Landesmuseums mit Park und Forschungszentrum, über die Siedlungsgeschichte auf dem Plateau und über die bisherigen Grabungskampagnen.

Mit der Entdeckung der Grabhügel, Gräben und Straßen im Süden wurde der Glauberg zu einem wichtigen Fundplatz, der viele neue Erkenntnisse über die Lebenswelt der Kelten ermöglichte. In der Umbruchzeit des 5. Jh. war hier für etwa 100 Jahre eine bedeutende Siedlung der keltischen Welt in Mitteleuropa. Bei einer Führung in zwei Themenblöcken wurden die Ausstellung im neuen Museum und das Plateau ausführlich erkundet.

Im Steinbruch und an anderen markanten Punkten im Gelände wurde die geologische Formation des Bergrückens mit seinen Basaltschichtungen erklärt. Auf dem Rundweg vorbei an den Pforten der Reichsburg der Stauferzeit zu den Abschnittswällen an der Geländekante und dem Annexwall bei der Stockheimer Pforte wurde das Ausmaß der Siedlungsfläche deutlich. Das spricht für den Glauberg als politisches, religiöses und kulturelles Zentrum, das, wie die Funde zeigen, weite Handelsbeziehungen unterhielt. Auf die gewaltsame Zerstörung der Turmburg im 13. Jh. deuten Funde von Waffenteilen. Aus dem Materialgraben für die Mauer lassen sich die Grundmauern von Häusern studieren, von einer Plattform aus das weitläufige System von Wall und Graben im Norden. Sprengungen am Ende des 2. Weltkriegs haben die Lehmschicht des für die Zeit einzigartigen Wasserreservoirs zerstört.

Die Museumskonzeption mit interaktiven und multimedialen Vermittlungsmethoden führt den Besucher nach und nach in die Welt der Kelten, von den Vitrinen mit den ausgegrabenen Exponaten und von Rekonstruktionen hin zur Rotunde, in der der Sensationsfund, die Sandsteinstatue des Keltenfürsten, nur wenige Meter von der Fundstelle entfernt, zentral präsentiert wird. Die Bildsprache lässt einen Mann als religiösen, weltlichen und kriegerischen Führer vermuten. Die Statue könnte als Wächter in der Anlage aufgestellt gewesen sein. Die Parallelen zwischen der Steinplastik und den hochwertigen Grabfunden, z.T. in ihrer Fundanordnung präsentiert, sind ein Indiz für die Bedeutung des Glaubergs. Eingangs kommt man durch einen Zeittunnel, in dem Ergebnisse einer Zufallsumfrage zum Vorwissen über die Kelten und schriftliche antike Zeugnisse, die subjektiv sind und aus späterer Zeit stammen, zusammengestellt. Den Kelten selbst war schriftliche Überlieferung untersagt.

Leider ging fast alles an Dokumentation der Grabungen von Prof. Richter in den Jahren 1933-39 durch einen Treffer auf das Grabungshaus (Benannt nach Gauleiter Sprenger)verloren. Dieser Grabung im 3. Reich und ihren Begleitumständen ist ein wichtiger Teil der Ausstellung gewidmet, die wenigen erhaltenen Funde und Erkenntnisse sind in Vitrinen und einem Forschungsbericht dokumentiert.

Glänzender Abschluss eines sonnigen Herbsttages war der Blick durch die Panoramascheibe nach Süden auf die Grabhügel, auf die Pfostenrekonstruktion, deren Deutung als Kalenderbauwerk heiß diskutiert wird, und auf das Wall- Graben- System am Ende der weitläufigen Ebene. Mit einem so großen Grabhügel hatte man bei den ersten Grabungen nicht gerechnet.

Die Exkursion endete mit einem großen Lob für das Führungspersonal, das seit Jahren mit dem Glauberg vertraut ist und sich mit der „Keltenwelt auf dem Glauberg“ identifiziert.

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