Mario Becker: Es geschah vor 2000 Jahren im September

Vortrag

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Referent/in: Mario Becker
Datum: 29.10.2009
Uhrzeit: 20:00 Uhr

Es geschah vor 2000 Jahren im September …

Beeindruckende Reise zu den Orten der Varusschlacht zwischen Rhein, Main und Lippe beim Friedberger Geschichtsverein.

Viele neue Erkenntnisse der modernen Archäologie konnte der Museumspädagoge der Saal-burg, Mario Becker, den Zuhörern des Friedberger Geschichtsvereins in der vergangenen Wo-che anlässlich seines Vortrages zur Varusschlacht im Jahre 9 n.Chr. präsentieren.
Dabei ging Mario Becker zunächst auf die Hintergründe zur militärischen Katastrophe des Quinctilius Varus, einem nahen Verwandten des damaligen Kaisers Augustus, in den Sümpfen, des Teutoburger Waldes ein.
Sehr anschaulich schilderte der Referent die Auswirkungen der ersten Expeditionen in das Germanische Territorium im Rahmen der Gallischen Kriege unter Caesar (55 und 53 v.Chr.) bis zu dem Beginn der Germanenkriege unter den legendären Heerführern Drusus und Tiberius (12 bis 10 v.Chr.). In dieser Zeitspanne rückte dann auch erstmals die Wetterau in den Focus der römischen Expansionspolitik und diente mit den Lagern Friedberg und Rödgen als perfekt organisiertes Aufmarschgebiet der römischen Elitetruppen.
Damals wurde dann auch die an der Lahn gelegene zivile Siedlung Waldgirmes, die aktuell mit dem Fund von Resten eines Reiterstandbildes des Augustus berühmt geworden ist, zügig weiter ausgebaut.
Sehr treffend kommentierte Becker diese kurze, aber bedeutungsvolle Epoche mit den Worten: …“wenn die Römer den Speis anrühren, dann fühlen sie sich sicher“.

Unter diesen Bedingungen verwunderte es nicht, dass wenige Jahre später Varus, der vielmehr als exzellenter Verwaltungsfachmann als Soldat anzusehen war, relativ ahnungslos in diesen Hinterhalt geriet. Mit dem Cherusker Arminius hatte Varus einen im römischen Reich als Geisel aufgewachsenen und ausgebildeten germanischen Fürstensohn zur Seite, der quasi als „Scout“ wichtige Kontak-te zu der gegnerischen Seite unterhielt. Er verstand es sehr geschickt, Varus dazu zu bewegen, einen angeblichen Aufstand eines germanischen Stammes niederzuschlagen. Entgegen der früheren Lehrmeinung, der Kampf des Arminius sei ein Teil des großen Befreiungskrieges ge-wesen, glauben die Historiker heute, dass es sich zunächst um einen Aufstand der Hilfstruppen des Varus handeln könnte.
Der Marsch der 3 Legionen (17./18./19. Leg.) und deren Hilfstruppen samt dem Tross und da-mit mehr als 30 000 Männer und Frauen muss als eine logistische Meisterleistung angesehen werden und zog sich ca. 9 km durch die Landschaft. Dabei waren die römischen Soldaten nicht gepanzert und schwer bewaffnet, sondern wurden von den verbündeten germanischen Hilfs-truppen flankierend geschützt. Erst die Kampfhandlungen dieser Hilfstruppen hatten dann den gewaltigen Aufstand der germanischen Koalition gegen die Römer zur Folge.
Es ist nicht ganz gesichert, dass Kalkriese der Ort des eigentlichen Schlachtfeldes sei, an dem die 3 Legionen schließlich aufgerieben wurden. Möglicherweise handelt es sich um einen „Trossplatz“ einer versprengten römischen Einheit, die hier ihr Ende fand.
Jedenfalls deuten die zahlreichen datierfähigen Funde wie Münzen, deren Prägung nicht nach 9 n.Chr. erfolgten sowie Waffen und andere militärische Ausrüstungsgegenstände darauf hin.
Nach dieser vernichtenden Niederlage änderte Rom seine Germanenpolitik und es dauerte fast 80 Jahre, ehe dann mit der Errichtung des Limes und seiner Kastelle die Wetterau und damit das römische Reich für einen Zeitraum von 170 Jahren fest einverleibt wurde.

Die Zuhörer dankten dem Referenten, dem es mit seinem Lichtbildervortrag auf sehr anschauli-che Weise gelang, die Hintergründe für das Scheitern des ehrgeizigen Projektes der Römer, der „Germania Magna“, lebendig werden zu lassen, mit lang anhaltendem Applaus.
(Achim Meisinger)

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