Jürgen Wagner: Hans Wolf zum Ehrenvorsitzenden ernannt
Wetterauer Zeitung , 21.03.2009
»Jürgen Wagner: Hans Wolf zum Ehrenvorsitzenden ernannt «
Friedberger Geschichtsverein wählt Hans Wolf zum neuen Vorsitzenden-Vortrag über Hessen und das Grundgesetz
von Jürgen Wagner
Der alte Vorstand mit dem geehrten Ehrenvorsitzenden: v.l.n.r.:
Bürgermeister Michael Keller, neuer erster Vorsitzender Lothar Kreuzer, scheidender Schatzmeister Jochen Ruths, Reinhard Schartl, Ehrenvorsitzender Hans Wolf, Aennchen Paech, Dr. Joachim Meißner, Johannes Kögler, Schriftführer Lutz Schneider, Achim Meisinger, Wolfgang Schmidt und Dr. Karlheinz Rübeling
Hessen und der Weg zur Bundesrepublik Deutschland 1948/49
Hans Wolf zum Ehrenvorsitzenden ernanntt
Friedberger Geschichtsverein wählt Lothar Kreuzer zum neuen Vorsitzenden – Vortrag über Hessen und das Grundgesetz
Friedberg (jw). Die Vorsitzenden des Friedberger Geschichtsvereins kommen seit der Gründung im Jahr 1896 bis auf eine Ausnahme aus dem Lehrkörper der Augustinerschule. Das müsse nicht so bleiben, es sei auch nicht in der Satzung festgeschrieben, aber man habe gute Erfahrungen gemacht und könne das so beibehalten, schmunzelte der scheidende Vorsitzende Hans Wolf am Donnerstag im Bibliothekszentrum Klosterbau. Sein Nachfolger Lothar Kreuzer, auch er Lehrer an der Augustinerschule, wurde denn auch einstimmig gewählt, Wolf wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Jahreshauptversammlung ging ein Vortrag von Dr. Walter Mühlhausen zum Thema »Hessen und der Weg zur Bundesrepublik Deutschland 1948/49 voraus.
Der Altphilologe Kreuzer ließ es sich bei seiner Laudatio auf den Ehrenvorsitzenden nicht nehmen, dem »Joannes Lupus Magnus Magister Historiae« in lateinischer Sprache zu danken. Im Namen des Vorstands überreichte er Wolf einen Stich aus der Zeit um 1700, der »Des Reiches Freie Stadt Friedberg« zeigt. An Gattin Margarete Wolf überreichte er Blumen; sie habe ihren Mann nicht nur stets unterstützt, sondern auch selbst Akzente in der Schul- und Kulturarbeit der Stadt gesetzt. Kreuzer würdigte Wolf als Mann, der für den Geschichtsverein »so zentral ist wie Friedberg für die Wetterau«. Generationen von Schülern und historischen interessierten Erwachsenen habe er mit viel Geschick, Kompetenz und kernigen Formulierungen die Geschichte nahegebracht. Unter den Augustinerschülern habe früher der Satz kursiert: »Zu jedem Thema kennt Wolf ein Beispiel aus der Umgebung von Friedberg.« Diese Sachkenntnis habe Wolf insbesondere bei den Exkursionen des Vereins bewiesen.
Bürgermeister Michael Keller lobte, unter Wolf hätten die »Wetterauer Geschichtsblätter« eine historische Reichweite erhalten wie sie vorher nicht denkbar gewesen sei. Wolf wurde bereits 1996 mit dem Ehrenschild der Stadt ausgezeichnet. Keller versprach aber: »In diesem Jahr gibt’s noch was.« Mehr wollte er nicht verraten. Pfarrerin Susanne Domnick dankte Wolf im Namen der Evangelischen Kirchengemeinde und lobte dessen »wunderbar unaufgeregte, humorvolle Art« bei der Umsetzung zahlreicher Projekte. Die Ernennung Wolfs zum Ehrenmitglied begrüßten die Mitglieder mit Standing Ovations.
Änderungen im Vorstandd
Bei der Vorstandswahl gab es weitere Änderungen. Neuer Schatzmeister und Nachfolger von Jochen Ruths ist Fritz-Hartmut Ulrich, zur Beisitzerin wurde Walburga Glinka-Rack gewählt, die den Platz von Burkhard Steinhauer einnimmt. In ihren Ämtern bestätigt wurden die 2. Vorsitzende Katja Augustin, Schriftführer Lutz Schneider, dessen Stellvertreter Johannes Kögler sowie die Beisitzer Achim Meisinger, Dr. Joachim Meißner, Ännchen Paech und Reinhard Schartel. Seit 20 Jahren im Amt ist Geschäftsführerin Susanne Keller.
In seinem Jahresbericht erwähnte Wolf 13 Veranstaltungen, vom Vortrag über den Keltenfürsten bis zur Adolfsturmöffnung an der Eisweihnacht. Es wurden wieder verschiedene Forschungsprojekte finanziell unterstützt, eine Informationstafel am Winterstein über die Römer in der Wetterau aufgestellt, Band 56 der »Wetterauer Geschichtsblätter« publiziert sowie Führungen angeboten. Die Kassenprüfer meldeten keine Beanstandung, der Vorstand wurde einstimmig entlastet.
Die Hessen und das Grundgesetzz
Um hessische Impulse auf dem Weg zum Grundgesetz, das vor 60 Jahren am 8. Mai 1949 verabschiedet wurde, ging es in dem vorangegangenen Vortrag von Dr. Walter Mühlhausen, Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg und Privatdozent an der Technischen Universität Darmstadt. »Mühselig und lang« war der Weg, wie der damalige Ministerpräsident Christian Stock (SPD) sagte, doch die Hessen hatten entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung – und scheiterten doch bei einer zentralen Initiative. Der Historiker Mühlhausen fasste das eher trockene Geschehen jener Jahre anschaulich zusammen und charakterisierte Hessen als »Motor« der Entwicklung. Politiker wie Christian Stock, Hermann L. Brill, Georg August Zinn (SPD), Erich Köhler, Heinrich von Brentano (CDU) oder Max Becker (FDP) hatten bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes Schlüsselpositionen inne, und Elisabeth Selbert (SPD) ist der Satz in Artikel 3 zu verdanken: »Männer und Frauen sind gleichberechtigt.« Mühlhausen: »Sie mobilisierte die Frauen, die den Parlamentarischen Rat mit einer Flut von Petitionen zur Verankerung dieses Grundrechts überschwemmten.« Die CDU-Politiker Brentano, später Außenminister, und Walter Strauß, gingen auf ganz andere Weise in die Geschichtsbücher ein: Bei der Entscheidung über die Frage, ob Frankfurt oder Bonn Hauptstadt werden soll, ordneten sich die beiden Hessen dem Parteivorsitzenden Konrad Adenauer unter und stimmten für den Provinzort am Rhein. Zinn kommentierte: »Es ist vorläufig entschieden worden, dass Bonn endgültig Hauptstadt wird, solange, bis endgültig entschieden wird, dass Frankfurt vorläufig Hauptstadt ist.«