Hermann Kosch: Interessantes über die Jakobuskirche erfahren
Wetterauer Zeitung, 29.09.2009
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Friedberger Geschichtsverein bei seinem Besuch in der Ockstädter Pfarrkirche St. Jakobus
von Lothar Kreuzer
Einen gelungenen Start in sein Herbstprogramm hatte der Friedberger Geschichtsverein bei seinem Besuch in der Ockstädter Pfarrkirche St. Jakobus anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung des heutigen Kirchenbaus.
Hermann Kosch, der 2. Vorsitzende des Ockstädter Geschichtsvereins, stellte sehr kompetent die Geschichte der Vorgängerbauten, den Planungsprozess des Neubaus und die Innenausstattung, bei der vieles aus früherer Zeit stammt, vor. Wenn St. Jakobus auch nicht der im Volksmund verwendete Ehrentitel „Basilika“ zukommt, so ist sie mit ihren zwei Türmen, ihrer Größe und Ausgestaltung doch bemerkenswert.
Der Bau der Vorgängerkirche kam erst richtig in Gang, seitdem ab 1710 Friedrich Gottfried von Franckenstein finanziell tatkräftig half. Nachdem zwischen 1850 und 1880 die Bevölkerung erheblich zugenommen hatte, begannen Überlegungen zum Kirchenumbau bzw. Neubau. Wesentlichen Anteil daran hatte Dr. Wald, der zunächst als Hilfspriester den erkrankten Pfarrer vertrat. Ein erster Entwurf wurde von der Bevölkerung abgelehnt, da er die angrenzenden Gassen zu sehr verengt hätte. Nachdem die Gemeinde zudem ihr Rathaus unter Denkmalschutz stellen ließ, musste umgeplant werden. Es gab Pläne in verschiedenen Stilen, bis man sich einig wurde, dass eine Ausführung in Neo- Barock mit der Innenausstattung am besten harmoniere. Durch tatkräftige Mithilfe der Bevölkerung, mit Stiftungen und Veranstaltungen der Ortsvereine und durch Spenden einzelner Familien konnten die Baukosten erheblich reduziert werden.
Im Innern kam es 1931 zu einer erheblichen Veränderung, als der Chor erhöht wurde. Die Gemeinde konnte so die damaligen, von Statur kleinen Pfarrer bei ihrem Wirken am Altar besser sehen. Der Hochaltar hat Elemente des antiken Tempelbaus. Mit seinem aufgebrochenen Giebel wird zweimal durch Symbolik und entsprechende Anordnung die Dreifaltigkeit herausgestellt. Die Patrone Jakobus und Bartholomäus (aus dem aufgegebenen Hollar) stehen zwischen den Säulen, ebenso wie die später hinzugefügten Petrus und Paulus. An der Seite bezeugen am Marien- und am Margarethenaltar vollständige Ahnenproben bzw. eine Inschrift, wer wann gestiftet hat. Maria symbolisiert mit ihren Attributen, wie das Heil der Welt in Gottes Hand liegt. Am Margarethenaltar wurden 1960 bei einer Restaurierung die Farben freigelegt. Aus Gründen der Symmetrie findet man gegenüber im Johannesaltar nun Joseph dargestellt. Die Heiligsprechung von Johannes Nepomuk (aus Pomuk) erfolgte ob seiner großen Beliebtheit beim Volk. Er hatte mit einem Sturz in die Moldau die Wahrung des Beichtgeheimnisses der Königin büßen müssen.
Über dem Grab von Dr. Wald prangt überdimensional der Herz- Jesu- Altar. Unter seinen Symbolen weist der Pelikan auf den Hochaltar. Dieser hat während der Brut einen roten Kopf. Die Legende, er nähre seine Brut mit Blut, wurde theologisch auf das Opfer Jesu bezogen.
Die Veränderungen nach dem 2. Vatikanum zeigen sich nicht zuletzt am neuen Altar. Die Hinwendung zum Kirchenvolk wird dadurch deutlich, dass der ortstypische Kirschbaum in seinen Wachstumsphasen dort mit Jakobussymbolen verbunden ist. Nach der neuen Liturgie hat die Kanzel an Bedeutung verloren. Sie ist jedoch ein Meisterwerk, wie sie nach unten in einen Pinienzapfen ausläuft, wie auf ihr die Evangelisten und die Kirchenstände kunstvoll mit ihren Symbolen portraitiert sind. Neben weiterem, was Herr Kosch vorstellen konnte, bildet die Orgel von 1978 noch einen Blickfang. Sie ist durch Engel, die auf dem Speicher der Sakristei gefunden wurden, geschmückt.
Die Zuhörer, darunter mehrere Einheimische, dankten Herrn Kosch für den eindrucksvollen Einblick in die Kirche und das Gemeindeleben von Ockstadt, in dem heute die Katholiken nur noch etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellen, in dem heute die Ökumene eine bedeutende Rolle spielt, in dem also die Konfessionskämpfe nach der Reformation Geschichte sind.