Tagesfahrt Konradsdorf, Glauberg
Studienfahrt des Friedberger Geschichtsverein in den östlichen Wetteraukreis
Die letzte Studienfahrt dieses Jahres führte den Friedberger Geschichtsverein unter der Leitung von Lothar Kreuzer in den östlichen Wetteraukreis. Zunächst ging es vorbei am historischen Stundenstein an der B 275 (aus der Mitte des 19. Jahrhunderts) nach Konradsdorf. Dort stehen auf dem Gelände der Staatsdomäne die Überreste des ehemaligen Prämonstratenserklosters. Das Kloster war 1191 von Hartmann von Büdingen als Hauskloster und Grablege gegründet worden, wurde aber noch vor 1270 aus nicht bekannten Gründen in ein Frauenkloster umgewandelt. Durch Schenkungen kam es zu umfangreichem Landbesitz und Wohlstand. Im 14. Jahrhundert lebten dort nach strengen Ordensregeln 64 Prämonstratenserinnen, deren Anzahl – wohl verursacht durch die Reformation – sich im 16. Jahrhundert auf die Äbtissin und noch drei Nonnen verringerte, bis das Kloster schließlich 1581 aufgelöst werden musste. Durch die anschließende 400jährige Nutzung für landwirtschaftliche Zwecke sind heute lediglich zwei Gebäude erhalten: eine kleine dreischiffige Pfeilerbasilika, die 1213 erstmals urkundlich erwähnt wurde, und die Propstei (früher als „Nonnenhaus“ bezeichnet), die beide zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken im Rhein-Main-Gebiet zählen. Die Friedberger Gruppe konnte die Gebäude in ihrer bis 2023 vorbildlich restaurierten Gestalt bewundern. Schrift- und Bildtafeln vermitteln den Besuchern instruktiv ein Bild der Geschichte des Klosters und der nachfolgenden Nutzung.
Anschließend suchte die Gruppe den Glauberg auf. Achim Meisinger erläuterte zuvor die Geologie dieses südlichen Basaltausläufers des Vogelsbergs mit einem in Europa einzigartigen Aufschluss von drei übereinander liegenden Basaltschichten. Auf dem 274 m hohen Plateau finden sich die Reste der Besiedlung, die schon 5000 v. Chr. begann. Am deutlichsten sind aus dem Mittelalter die staufische Burganlage, die Kellermauern einer Häuserzeile und die Enzheimer Pforte genannte Toranlage zu sehen. Von der Aussichtsplattform aus genießt man den Blick auf die keltischen Annexwälle und kann die typische Struktur der Wetterauer Landschaft studieren.
Abschließend stand das Museum Keltenwelt am Fuße des Glaubergs auf dem Programm. Seine Ausstellung ist seit einiger Zeit neu gestaltet, so dass man nunmehr gleich im Eingangsbereich allgemein über die Kelten informiert wird. Höhepunkt des Museums ist aber weiterhin die überlebensgroße Statue des Keltenfürsten, die in den 1990er Jahren zusammen mit den Überresten dreier Keltenfürsten und einer Reihe wertvoller Grabbeigaben aufgefunden wurde. Die Bergung und erste Auswertung der Funde leitete damals der aus Friedberg stammende Landesarchäologe Dr. Fritz-Rudolf Herrmann. Das bewährte Führungsteam der Keltenwelt erläuterte anschaulich die Funde aus den drei Fürstengräbern und die Befunde im weitläufigen Gelände. Obwohl zahlreiche Teilnehmer der Studienfahrt das Konradsdorfer Kloster, den Glauberg und das Keltenmuseum schon früher besucht hatten, waren alle von den neuen Eindrücken sehr angetan.
Reinhard Schartl
Vgl. Wetterauer Zeitung 1.10.2024