Dr. Hock, Parlamentarier der Paulskirche im Bild

Märzrevolution und Jahreshauptversammlung

Dr. Sabine Hock referierte beim Friedberger Geschichtsverein über das Paulskirchenparlament von 1848 (Von Malte Dücker)

Ziemlich genau 175 Jahre sind vergangen, seit die Märzrevolution über die deutschen Fürstentümer hinwegfegte. Barrikadenkämpfe, Feuergefechte und zahlreiche Tote waren zu beklagen, bevor im Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche das erste demokratisch gewählte, gesamtdeutsche Parlament zusammentreten konnte. Diesem wichtigen Ereignis der Demokratiegeschichte widmete der Friedberger Geschichtsverein am 16. März einen Platz in seiner aktuellen Vortragsreihe und wagte damit auch einen Blick in die Geschichte der großen Nachbarstadt im Süden.

Im Bibliothekszentrum Klosterbau sprach Dr. Sabine Hock über das Paulskirchenparlament als Medienereignis. In ihrem Vortrag „Parlamentarier der Paulskirche im Bild“ verband die Publizistin die politischen Entwicklungen des Jahres 1848 mit mediengeschichtlichen Fragestellungen. Über 500 Parlamentarier waren in Frankfurt zusammengekommen und die interessierte Öffentlichkeit verlangte vor allen eines: Bilder.

Da traf es sich, dass nur wenige Jahre zuvor in Frankreich die Fotografie erfunden worden war. Der Hamburger Fotopionier Hermann Biow witterte seine Chance, reiste nach Frankfurt und fotografierte dort zahlreiche Abgeordnete. Diese nach dem Erfinder des Verfahrens „Daguerreotypien“ genannten Porträts dienten wiederum als Vorlagen für Druckgraphiken, die sich in großem Stil verbreiten ließen. Um dieses lukrative Geschäft konkurrierten auch der in Offenbach geborene Fotograf Jacob Seib und sein Frankfurter Kollege Fritz Vogel.

Entsprechend reich mit Archivmaterial bebildert war auch der Vortrag von Sabine Hock in der Friedberger Stadtbibliothek. Vom Parlamentspräsidenten Heinrich von Gagern über den Revolutionär Robert Blum bis hin zum Märchensammler und Germanistik-Pionier Jacob Grimm zeigte die Vortragende zahlreiche Fotografien, Grafiken und Karikaturen der Herren, die sich damals in Frankfurt versammelt hatten. Frauen waren nur im Publikum zugelassen und machten sich daher auch auf den Bildern rar. Auch vom Friedberger Abgeordneten, dem Landrichter Gustav Hofmann gibt es leider kein Porträt. Für Erheiterung im Publikum sorgten dann aber die Zeichnungen des „Abgeordneten Piepmeyer“ – die fiktive Karikatur eines Parlamentariers, der im Zweifelsfall die eigene Karriere über die politische Überzeugung stellt. Nicht nur der deutsche Parlamentarismus, auch die Kritik an ihm war bereits 1848 geboren.

Im Anschluss an den Vortrag fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins statt. Der Vorsitzende Lothar Kreuzer zeigte sich optimistisch, dass sich der Verein mit seinen derzeit 334 Mitgliedern nach den Pandemiejahren nun wieder uneingeschränkt neuen Projekten widmen kann. Die Mitgliederversammlung sprach sich zudem dafür aus, den bewährten Vortragstermin (Donnerstag, 20 Uhr) beizubehalten. Am 13. April wird an diesem Wochentag ein Team von der Universität Wien über ein Forschungsprojekt berichten, das derzeit mit Fördermitteln des Geschichtsvereins neue Quellen aus den Reichshofratsakten erschließt. Der Titel des Vortrags lautet: „Jüdische Betreffe des Kaiserlichen Reichshofrats am Beispiel der Reichsstadt Friedberg“.

Wetterauer Zeitung 30.3.2023

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