675 Jahre Adolfsturm

Stahlstich nach einer Zeichnung von R. Hoefele 1849 Foto: Stadtarchiv Friedberg

675 Jahre Adolfsturm?

Allgemein geht man in Friedberg davon aus, dass der Adolfsturm, das Wahrzeichen der Stadt, seinen Namen von einem Grafen Adolf von Nassau hat, mit dessen Lösegeld er erbaut worden sei. Als Quelle dienen Friederich Carl Maders „Sichere Nachrichten von der Kayserlichen des heiligen Reichs=Burg Friedberg“ von 1766. Der Kanzleidirektor der Burg hatte notiert:

Als im Jahr 1347 der Graf (Adolph) von Nassau in einer offentlichen Vehde gegen die Burg mit einigem Kriegs-Volck angezogen, so haben die Burgmann die Burgere in der Stadt Friedberg zu Hülffe genommen und den Grafen beym Alzenköppel ohnweit Friedberg geschlagen, auch gefangen und mit sich in die Burg geführet, welcher zu seiner Rantzion den hintern hohen Thurn erbauen müssen, wie solches sich in dem rothen Buch worinn noch verschiedene alte Nachrichten aufgezeichnet seynd, annotiret befindet.

Der Alzenküppel, wo die Schlacht stattgefunden haben soll, erhebt sich westlich von Schwalheim, ca. 1,5 km nördlich der Burg. „Rantzion“ bedeutet Lösegeld. Von einem „hintern hohen Thurn“ ist die Rede, weil beim Südtor der Burg zur Stadt hin ein älterer Turm stand, der 1684 einstürzte.

Wenn Maders Bericht zutrifft, der sich auf die Vorlage in einem verlorenen „rothen Buch“ bezieht,dann erfolgte zumindest der Beginn der Errichtung des Adolfsturms vor 675 Jahren. 1352 wird er erstmals urkundlich erwähnt. Selbst der Friedberger Historiker und Archivar Dr. Klaus-Dieter Rack konnte jedoch keinen älteren Beleg für eine Gefangennahme eines Grafen Adolf, eines bei den Nassauer Grafen häufigen Namens, und eine Lösegeldzahlung in den Urkunden des Hauses Nassau ausfindig machen. Das schließt jedoch nicht aus, dass die Akten nur über diesen unrühmlichen Vorgang schweigen. Zumindest einen Grafen Adolf von Nassau gab es Mitte des 14. Jahrhunderts: Adolf I. (um 1307- 1370), der spätere Begründer der Linie Nassau-Idstein. Von diesem Grafen Adolf ist bekannt, dass er 1347 einen Anteil an der Burg Lauenburg für 1200 kleine Gulden und 1350 Burg und Stadt Katzenellenbogen für 1200 Pfund Heller verpfändete. Dies zeigt, dass er Bedarf an finanziellen Mitteln in der Zeit hatte, in der der Turm errichtet wurde. Dies passt gut zu der geschilderten Lösegeldzahlung.

Der Name Adolfsturm wurde allerdings frühestens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verwendet. Selbst Philipp Dieffenbach bezeichnete ihn in seiner Geschichte der Stadt und Burg Friedberg von 1857 noch lediglich als „der hohe Thurm“.

 

Reinhard Schartl / Lothar Kreuzer

 

siehe Wetterauer Zeitung 15. Juni 2022

 

Der Adolfsturm ist von Anfang April bis Ende Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen von 14-18 Uhr geöffnet. Der Friedberger Geschichtsverein sucht noch neue Mitglieder für das Team der Turmwächter. Interessenten können sich melden, telefonisch unter 06031 93286 oder per E-Mail an friedberger-geschichtsverein@gmx.de.

 

Veranstaltungen
< 2022 >
August
  • Keine Veranstaltungen