50 Jahre Eingemeindung: Fauerbach, Ossenheim

Seine Vortragsreihe zur 50sten Wiederkehr der Eingemeindung umliegender Ortschaften in die Kreisstadt Friedberg setzte der Friedberger Geschichtsverein mit den Beiträgen zu Fauerbach und Ossenheim fort. Zu Fauerbach referierte der Vorsitzende Lothar Kreuzer in Vertretung für die verhinderten Referenten, aufbauend auf deren Vorarbeit und Ortskenntnis. Das schon 1901 eingemeindete Fauerbach gilt offiziell nicht mehr als Stadtteil, jedoch stellen sich dort die gleichen Fragen nach der Identität als Ortsteil, den Strukturveränderungen und dem Selbstverständnis als Teil von Friedberg. Fauerbach kann durch die Abschottung durch den Bahndamm als Ortsteil gesehen werden. Kreuzer stellte zu Lebensgefühl und Identität der Fauerbacher eine intakte Lebensgemeinschaft und Zusammengehörigkeit (beispielhaft sichtbar an der seit 1712 belegten Kerb), aber auch einen Freiheitsdrang gegenüber der Obrigkeit fest. Für die Fähigkeit, Dinge zum allgemeinen Wohl umzusetzen, steht der Bau der Turnhalle in Eigenleistung (1955-1957). Haben sich die Fauerbacher mit der Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten seit Jahrzehnten bewährt, und wird die städtische Kläranlage auf Fauerbacher Gebiet betrieben, so hat man doch den Eindruck, als werde die Übernahme solcher Aufgaben nicht ausreichend gewürdigt.

Zuckerfabrik 1993 Foto: Harald Herbert

Unter den Veränderungen der letzten Jahrzehnte sind vor allem die Schließung und der Abriss der Zuckerfabrik, der Rückbau mehrerer Bahnanlagen, der Weggang des Autohauses Opel Kuhl, die Schließung der Gaststätte Zur Loreley, der Sparkassen-Filiale und zahlreicher Geschäfte zu nennen. Das Vereinsleben bei Olympia, TSV, Gesangverein Eintracht, Schützenverein und bei den Reitern bezeichnete Kreuzer als einen weiterbestehenden „Trumpf des Ortes“, wenn die Vereine auch teilweise ihren ursprünglichen Charakter als Dorfvereine verloren haben. Neue Wohnviertel und zunehmender Verkehr werden Probleme bringen. Politisch wird Fauerbach der Kernstadt zugeordnet, sonst arbeitet man eher mit Ossenheim zusammen. Ortsvorsteher Peter Haas stellte Ossenheim als lebens- und liebenswerten, lebendigen Ort mit eigener Identität vor. Öffentliche und private Infrastruktur und das Vereinswesen seien intakt. Man verstehe sich auch als Friedberger und mische sich in bei kommunalpolitischen Fragen der Gesamtstadt ein. Anstehende Projekte sind ein Neubau des Bürgerhauses, das nach der Eingemeindung in einem Feuchtgebiet errichtet worden war und dem der Feuerwehrstützpunkt angeschlossen ist, und der Radweg an der B 275 nach Florstadt. Bei Neubauprojekten gelte es, sozialen Wohnungsbau, Integration und Wohnen im Alter zu berücksichtigen. Im Anschluss führte der gebürtige Ossenheimer Rainer Hoffmann, Vorsitzender des Kultur- und Traditionsvereins und Hobbyfotograf, in einem Bilderreigen durch den Ort, zeigte anhand aktueller und historischer Aufnahmen die Veränderungen, z.B. die Gründung des Sportvereins, Renaturierungsmaßnahmen, Verlegung von größeren Betrieben, Restaurierung von Hofreiten und die Neugestaltung der Bundesstraße 2010. Sein nicht versiegender Erfahrungsschatz und sein Engagement für den Ort ließen ihn bei Personen und Ereignissen verweilen, was die Besucher mangels Hintergrundwissen teils überforderte.

Zu Beginn des Abends war Lothar Kreuzer anlässlich des Veranstaltungstages 10. November auf die Ereignisse des Pogroms gegen die jüdische Bevölkerung Friedbergs im Jahr 1938 eingegangen.

 

Vgl. Wetterauer Zeitung 16.11.2022

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