Viertagefahrt Franken

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause hat der Friedberger Geschichtsverein unter Leitung seines Vorsitzenden Lothar Kreuzer, assistiert von Reinhard Schartl und Achim Meisinger, seine Exkursionen wieder aufgenommen mit einer Fahrt in den Großraum Nürnberg mit dem Titel „Franken ‚unterm Gebirg‘, die Hohenzollern und andere Mächte in Mttelfranken“. An der Nürnberger Burg lässt sich ablesen, wie das Geschlecht zu politischer Macht kam und wie sich Mächte gegenseitig belauert haben. In Schwaben beheimatet erheiratete sich Friedrich III. die Burggrafenwürde in Nürnberg. Das Amt war nämlich anders als in der kaiserlichen Burg Friedberg nicht von weisungsgebundenen Ministerialen besetzt, sondern war ein erbliches Lehen. Die Hohenzollern bauten selbstbewusst neben der kaiserlichen Burg ihre eigene Burggrafenburg auf, mussten aber hinnehmen, dass die Freie Reichsstadt Nürnberg gegen die verhassten Burggrafen ihrerseits eine Nürnberger Burg bauten, mit deren Bergfried Luginsland sie das Handeln der Burggrafen ausspähen konnten. Die Hohenzollern erwarben sich in Franken ein weites Territorium, teils jenseits des Jura (überm Gebirg), teils diesseits (unterm Gebirg) mit den Residenzen in Kulmbach bzw. Ansbach. Durch ein Hausgesetz erreichte Albrecht Achilles, dass die verschiedenen Linien des Hauses nach Aussterben immer in der Familie blieben, vor allem seitdem durch die Gewinnung der Kurwürde in der Mark Brandenburg noch eine dritte Linie hinzukam. Um den Querelen mit der durch kaiserliche Privilegien reich ausgestatteten Stadt Nürnberg zu entgehen, zogen sie sich auf die Cadolzburg zurück und residierten schließlich vorwiegend in Ansbach, das sie zu einer schmucken Barockresidenz ausbauten.

Als die Nürnberger die Wallfahrtskirche Langenzenn zerstörten, wuchs um die Schwarze Madonna eine bedeutende Wallfahrt. Noch Kaiser Wilhelm II stiftete ein Fenster für diese Kirche, so hingen die Hohenzollern, selbst als sie in Berlin zur Elite der deutschen Fürsten zählten, an ihren fränkischen Wurzeln. Sie ließen sich noch im 17. Jahrhundert im Stift Heilsbronn beisetzen und Wilhelm führte als Deutscher Kaiser noch bis 1918 den Titel „Burggraf zu Nürnberg“. Kreuzer wies auch auf die vielfältige Bedeutung Nürnbergs hin als Stadt der Meistersinger, der Industrie und im Dritten Reich der Reichsparteitage, der Nürnberger Gesetze und nach 1945 der Nürnberger Prozesse. Bei der Besichtigung des Reichsparteitagsgeländes auf der Zeppelinwiese war die Gigantomanie der Speerschen Machtbauten ablesbar.

 

Der Friedberger Geschichtsverein vor dem Eingang zum Schlosspark Dennenlohe

Zur Zeit der Markgrafenkriege litt das Land schwer und es entstanden Wehrkirchen wie das Beispiel Hannberg eindrucksvoll zeigt. Hier wies Fritz Hartmut Ulrich auf Siebenbürger Parallelen hin. Die Residenzstadt Erlangen atmet mit ihrem quadratischen Straßenraster und dem Temple, der ersten Hugenottenkirche in Deutschland, ganz den Atem der Hugenotten, die seit 1685 ins Land kamen. In der Barockresidenz Ansbach besuchte die Gruppe in St. Gumbert ein Konzert auf der Wiegleb- Orgel und die in einer Häuserzeile versteckte großartige Synagoge, die so dem Brandanschlag von 1938 entging.
In der Kaiserpfalz Forchheim begann mit dem Reichstag von 911 die Deutsche Geschichte, weil hier erstmals die ostfränkischen Adligen einen aus ihrer Reihe, nämlich Konrad I. aus dem Lahngau zum Deutschen König wählten und keinen westfränkischen Karolinger mehr.
Das Museum in dem von fränkischem Fachwerk geprägten Städtchen Wolframs Eschenbach beantwortet die selbst gestellte Frage „Kann man Literatur ausstellen?“ positiv. Im Parzival des großen mittelhochdeutschen Dichters Wolfram von Eschenbach werden Orte der Region genannt, etwa das Turnier auf Abenberg und der Kamin der Wildenburg.
Der Besuch im Park von Dennenlohe, im Limeseum und auf dem Hesselberg brachten wunderschöne Naturerlebnisse. Die Geologie des Berges wurde anhand der von Meisinger bereitgestellten Materialien genauso erklärt wie die des gesamten Frankenlandes. Die Frankentage, die Gauleiter Streicher hier veranstaltete, verdeutlichen ähnlich wie die Stadt Nürnberg die Bedeutung, welche die NS-Führung Franken beimaß.

Hans Wolf dankte Lothar Kreuzer und seinem Team für die gut vorbereitete Reise zu sorgfältig zusammengestellten Zielen, die im Mai 2022 wiederholt wird.

 

Vgl. Wetterauer Zeitung 16.9.2021

Veranstaltungen
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    11-06-2022

    Südliche Bergstraße und hessischer Neckar (Bensheim, Heppenheim, Birkenau, Neckarsteinach).
    Führung: Hans Wolf

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