Zwischen Fulda und Werra

Schlagdhaus in Wanfried, wichtiger Warenumschlagsplatz

Eine ausgebuchte Tagesfahrt führte den Friedberger Geschichtsverein unter Leitung von Hans Wolf in das Gebiet zwischen Fulda und Werra, in das ehemalige „Zonenrandgebiet“ von Hessen und Thüringen. Im Gebiet der Landgrafen von Hessen gab es viel geistlichen Besitz, z.T. regierte auch eine Nebenlinie der Thüringer Landgrafen. Nach deren Aussterben wurde unter Sophie von Brabant, der Tochter der Hl. Elisabeth, die Herrschaft nach dem thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg 1247 in den Langsdorfer Verträgen (Lich-Langsdorf) ihrem Sohn Heinrich I. zugesprochen. Die frühere Bedeutung von Rotenburg an der Fulda wird durch seine Straßenzüge mit mehrstöckigen, prächtig ausgeschmückten Fachwerkhäusern, durch das Landgrafenschloss im Renaissancestil, die Stiftskirche St. Jacobi, die Synagoge und die jüdische Volksschule nachvollziehbar. Hier ließ sich Landgraf Philipp in umstrittener zweiter Ehe trauen, hier hielt sich Landgraf Moritz der Gelehrte gerne auf; er ließ das Fuldawehr bauen und damit den Fluss schiffbar machen. 1627 vererbte er in der Rotenburger Quart seinen Kindern ein Viertel der Landgrafschaft. Die Boyneburg verhalf den hessischen Landgrafen zum Aufstieg in die Reichsstandschaft und damit auf die gleiche Stufe mit den Kurfürsten. Die Burg war kaiserlich geworden und wurde von Reichsministerialen verwaltet. Dann wurde sie Landgraf Heinrich I. als Lehen übertragen, Voraussetzung für die Aufnahme in den Reichsstand. Die Diede zum Fürstenstein waren nicht nur Burgmannen auf der Boyneburg, sondern auch in Friedberg. Sie sicherten u.a. den Handelsweg nach Eschwege mit Hilfe von Einheimischen, was den Eschwegern den Beinamen „Dietemänner“ einbrachte. Eschwege, einst Königshof der Byzantinerin Theophanu, Gemahlin Kaiser Ottos II., war lange thüringisch, später wiederholt Residenz einer hessischen Nebenlinie und hatte etwa ab 1000 ein Stift auf dem Cyriakusberg. Die Altstädter Kirche schmückt eine Barockorgel von 1678, die spätgotische Hallenkirche St. Katharina in der Neustadt entstand fast baugleich mit der Elisabethkirche in Marburg, ihre Kanzel von 1509 gilt als die schönste Nordhessens. Wanfried bot sich an als Ort für eine Kaffeepause, die unweit der Schlagdhäuser an der bis hierhin schiffbaren Werra verbracht wurde, eines wichtigen Umschlagplatzes für mitteldeutsche Waren auf dem Weg nach Bremen. Abschließend ging es an die Werrabrücke in Creuzburg, an einen Knotenpunkt mehrerer Handelsstraßen. Auf ihr steht die spätgotische Liborius-Kapelle, in der 250 Jahre nach ihrem Tod ein Wandmalerei-Zyklus zum Leben der Hl. Elisabeth geschaffen wurde, lange verborgen und erst kürzlich restauriert. Hier endeten die Besichtigungen, die Hans Wolf durch Hinweise auf Orte an der Strecke und einen Abstecher zum Wasserschloss Aue ergänzt hatte. Lothar Kreuzer

Vgl. Wetterauer Zeitung 8.10.2019

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