Bender, Kunst am Bau in Friedberg

Versteckte Schätze der Friedberger Kunstgeschichte

Michael Bender referierte über „Kunst am Bau“ in der Kreisstadt

Amtsgericht Friedberg

Hausfassaden, bewegliche Denkmäler und eine verschwundene Kreuzblume. Zum Abschluss der diesjährigen Vortragsreihe des Friedberger Geschichtsvereins widmete sich der Architekt Michael Bender am 05. Dezember der Kunst am Bau in der Kreisstadt. Bender hatte mit dem Tag des offenen Denkmals 2014 begonnen, die vielseitigen Formen Friedberger Baukunst zu dokumentieren. So konnte der gelernte Stuckateur im Klosterbau mit zahlreichen Foto-Beispielen aus seinem umfangreichen Fundus aufwarten. Dabei spannte er den Bogen von bekannten Beispielen der mittelalterlichen Steinmetzkunst in Burg und Stadtkirche hin zu etwas in Vergessenheit geratenen Kunstwerken der Nachkriegszeit.

Bei der Vielzahl an baulichen Schmuckelementen wurde auch die Schwierigkeit einer angemessenen Kategorisierung deutlich. Bender verwies auf den Wandel, den viele Kunstwerke im Laufe der Geschichte erlebten. Einige Hauszeichen der Kaiserstraße haben etwa ihren Standort geändert und selbst eine Kreuzblume der Stadtkirche sollte im Zuge von Restaurierungsarbeiten 1977 in einem Denkmal auf dem Konrad-Adenauer-Platz verbaut werden. Das Fundament ist dort heute noch zu sehen. Von dem gotischen Schmuckelement fehlt allerdings seither jede Spur.

Wartturm Gedenkhalle

Insbesondere die teils hochrangigen Kunstwerke der Nachkriegszeit würdigte Bender ausführlich. Nicht nur die typischen Schwalbenlöcher der Adolf-Reichwein-Schule oder die großflächigen Außenwanddekorationen des Graphikers Philipp Eß (1912-1976) – Sgraffitos genannt – kamen zur Sprache. Selbst im funktionalistisch nüchternen Gebäude des Friedberger Amtsgerichts in der Homburger Straße verbirgt sich ein Schmuckstück aus dem Jahr 1964: Über der Innentür zum Sitzungssaal im Erdgeschoss zitiert das Relief „Labyrinth“ des nordhessischen Künstlers Wilhelm Hugues (1905–1971) die Bundesfarben „Schwarz-Rot-Gold“ und verweist so auf den demokratischen Auftrag der deutschen Gerichtsbarkeit (Bild 1). Auch das Kriegerdenkmal im Wartturm aus dem Jahr 1932 ließ man 1961 durch den Friedberger Künstler Walter Schubert (1912–2007) im Stil der Zeit bearbeiten. In eine Kassette im unbeweglichen Sockel lässt sich seitdem zu besonderen Gedenktagen das „Friedberger Ehrenbuch“ als bewegliches Kunstelement einfügen (Bild 2).

Amtsgericht Friedberg

Schließlich kam Bender auch immer wieder auf gegenwärtige Entwicklungen in der Stadt zu sprechen. Selbst temporäre Erscheinungen wie die graphisch gestaltete Gerüstplane im Haus Kaiserstraße 118 (Bild 3) würden ihre Umwelt prägen und böten so Potenzial für zeitbegrenzte Baugestaltung. Nicht alle Entwicklungen der Gegenwart seien aber laut Bender zu begrüßen. Immer wieder können unsachgemäße Sanierungen und modische Geschmacksveränderungen zum Verlust prägender Kunstwerke führen. Um dies zu verhindern, bedarf es vor allem einem Bewusstsein für die Bedeutung der zahlreichen Friedberger Baukunstwerke. Die Vielfalt der Beispiele Benders lädt also dazu ein, sich selbst auf Entdeckungsreise durch Friedberg zu begeben und den Blick der Kunst am Bau zuzuwenden.

Malte Dücker

Vgl. Wetterauer Zeitung 18.12.2019

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