Prof. Prinz-Grimm, Geologie der Wetterau

Als die Wetterau noch am Südpol lag

Vortrag beim Friedberger Geschichtsverein zur Geologie der Wetterau

Vor einem vollen Haus sprach am vergangenen Donnerstag Prof. Dr. Prinz-Grimm von der Universität Frankfurt über die Entstehungsgeschichte der Wetterau. Der exzellente Kenner der regionalen Geologie, der sogar Steine zum Sprechen bringen kann, gab einführend einen Einblick in die Geographie unserer Landschaft. Anhand geologischer Karten und eindrucksvollem Bildmaterial stellte er dabei die Merkmale der unterschiedlichen Naturräume, die die Wetterau einrahmen, vor.

Prof. Prinz-Grimm

Dabei streifte er auch die Entwicklungsgeschichte geologischer Karten für unseren Raum, eine erste von 1825. Die Karten dienten stets der Erkundung von Rohstoffen. Für unsere Gegend sind dies die bereits ausgebeuteten Braunkohlelager und wertvolle Baustoffe wie Sande und Bausteine aus Quarzit, Basalt oder Sandstein. Intensiv widmete sich Prinz-Grimm dann den jeweiligen erdgeschichtlichen Epochen und verstand es dabei, mit verständlichen Worten auch dem Laien das Werden der Wetterau zu verdeutlichen. Vor 400 Mill. Jahren im Devon, wurden die Gesteine, die später den Taunus bilden sollten, südlich des Äquators abgelagert. Durch die Kontinentalverschiebung gelangten diese vor 240 Mill. Jahren im Perm in unseren Raum. Jetzt wurde die heutige Wetterau bereits zu einer großflächigen Senke, in der sich ein Flachmeer ausbreiten konnte. Bis südlich des heutigen Vogelsberges wurden bei wüstenhaftem Klima rote Sedimente abgelagert, die sich nachfolgend zu Gesteinen verfestigt haben. Zu ihnen gehören der rote Sandstein von Bellmuth oder der Sandstein aus dem Raum Büdingen, welche zum Bau der Friedberger Stadtkirche Verwendung fanden. Auch die Statue des „Keltenfürsten vom Glauberg“ wurde aus diesen Materialien erschaffen. Als für die Landschaftsentwicklung wichtigstes Zeitalter sprach Prof. Prinz-Grimm das Tertiär an, das vor 23 Mill. Jahren begann und für die Entstehung des europäischen Kontinentes maßgeblich verantwortlich ist. Für die Wetterau bedeutete dies, dass aus dem heutigen Nordseegebiet ein langer Meeresarm nach Süden reichte. Gleichzeitig hob sich der Vogelsberg als mächtiges Vulkangebiet mit Hochgebirgscharakter heraus, wurde jedoch im Laufe der Jahrmillionen wieder der Erosion unterworfen. Die mächtigen Sandgruben von Rosbach ,  Gambach oder ehemals auch in Ockstadt sind in diese Zeit zu datieren. Intensiv widmete sich der Geowissenschaftler dem Eiszeitalter, das vor 2 Mill. Jahren begann und erst vor 11 000 Jahren endete. Er machte dabei deutlich, dass die Wetterau, die zwar frei von Gletschereis geblieben war, sehr tiefgründig gefroren war. Die Kiesgrube bei Nieder- Mörlen zeigt im Oberboden die typischen Frostmuster des Permafrostes. An vielen Stellen in der Wetterau lassen sich auch Terrassen der einzelnen Eiszeiten in den Tälern nachweisen, die stets in einer konstanten Höhenlage zu finden sind. Zum Schluss des Vortrages und als Höhepunkt ging Prinz-Grimm auf Besonderheiten in der Wetterau ein. Er zeigte herausragende Fundstücke aus den Cerithien (Schnecken)-Sanden von Klein-Karben, die dort in einem Meeresarm abgelagert wurden. Ganz aktuelle geologische Erkenntnisse ergeben sich aus der jetzt abgeschlossenen Nidda- Renaturierung bei Gronau. Hier tauchen im Untergrund tonnenschwere Steine, sogenannte „Driftblöcke“ auf. Sie wurden während der Eiszeit innerhalb von Eisschollen mitgeführt, die sich an Flussbiegungen verkantet haben. Nach dem Abtauen lagerten sie sich ab.

Geologische Vielfalt in der Burg Münzenberg

Ein geologisches   Eldorado“ ist die Gegend um Münzenberg, das mit dem Blättersandstein und dem „Konglomerat vom Steinberg“ regelrechte Raritäten zu Tage gefördert hat. Der hier anstehende rosarote bis rostrote sehr harte Sandstein weist neben Palmwedel auch sehr oft Versteinerungen von Sumpfschildkröten auf, die in dem sauren Milieu als eine der wenigen Lebewesen überleben konnten. Die Gerölle vom Steinberg sind die ältesten geologischen Zeugen der Wetterau und dürften mehr als 470 Mill. Jahre alt sein. Sie stammen von einem längst abgetragenen Gebirge, dessen Herkunft unter den Basalten des Vogelsberges vermutet wird. Durch Flüsse oder durch eine Meeresbrandung wurden die Gesteinsbrocken an ihren Standort verlagert.

Auch die Abschlussdiskussion zeigte, dass auch dieses naturgeschichtliche Thema bei einem Geschichtsverein Anklang fand.  (Achim Meisinger)

 

Vgl. Wetterauer Zeitung 24.11.2017

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