Fahrt Elsass

m 37. Jahr leitete Hans Wolf eine Mehrtagesfahrt des Friedberger Geschichtsvereins, und doch war es eine Premiere. Erstmals blieb man mit dem Ziel Elsass vier Tage im Ausland und erkundete Geschichte, Kunst, Kultur und Natur des Grenzlandes am Oberrheingraben.  An 16 Orten lernte man bestimmende Merkmale der oft umkämpften Region mit ihrer intensiven Landwirtschaft, dem Weinbau und den grandiosen Bergkämmen der Hochvogesen bis hinauf zum Grand Ballon kennen. Achim Meisinger vermittelte dafür die geologischen Basisdaten.

Fast vollständig erhaltene Stadtbilder des Mittelalters und der frühen Neuzeit mit herausgeputzten Fachwerkfassaden prägen die Kleinstädte und Stadtpaläste mit Erkern die Zentren; das Bürgertum der Reichsstädte zeigte seine Macht durch dominante Kirchenbauten. Neben den Touristenzielen wie dem Münster und dem ehemaligen Gerberviertel Straßburgs, dem Isenheimer Altar im Museum Unterlinden in Colmar oder den Weinstädtchen Kaysersberg, Riquewihr und Ribbeauville galt das Interesse der Baukunst und der kulturellen Ausstrahlung der Klöster wie Weißenburg, der Reichsabtei auf dem Odilienberg oder dem Oktogon der Klosterkirche Ottmarsheim im südlichen Elsass. Außer den Glanzpunkten gotischer Architektur und Sakralkunst bietet das Elsass noch eine Fülle von Bauten oder Teilbauten romanischen Stils, deren filigrane Ausgestaltung oft burgundischen  Einfluss erkennen lässt wie an der Abteikirche von Murbach.

Fußboden-Mosaik des Hessenlöwen mit dem Schriftzug des Friedberger Landsturm-Infanterie-Bataillons am chemin du Haycot in der Nähe des col des Bagenelles in den Hochvogesen

Hans Wolf ließ die Orte auch durch Zitate einer Reihe von theologischen Persönlichkeiten der Region lebendig werden: Ottfried von Weißenburg, der 860 erstmals einen Evangelientext in teodisca lingua (deutscher Sprache) verfasste; die Äbtissin Herrad von Landsberg (12. Jh.) über Hierarchie in Kirche und Gesellschaft; den aus Latein ins Althochdeutsche übertragenen Murbacher Hymnus; den Reformprediger Geiler von Kaysersberg (um 1500) ; Manegold von Lautenbach (11. Jh.), der über die Absetzbarkeit von Königen schrieb und lange vor den Staatsdenkern der Neuzeit eine Vertragslehre formulierte; schließlich Albert Schweitzer, Doktor der Theologie, der Medizin und der Philosophie.

In Seesenheim und Straßburg ging es um  Goethe und seine Liaison mit der Pfarrerstochter Friederike Brion,  in Straßburg  um seine Abhandlung zur vermeintlich deutschen Architektur des Münsters, Schlettstadt war Zentrum der Humanisten und Straßburg  Metropole der Buchdruckerei.

Ergriffen waren die Fahrtteilnehmer durch Orte, an denen an erbitterte Stellungskämpfe im Ersten Weltkrieg mit hohen Opferzahlen erinnert wird, besonders der Besuch der Kriegsgräberanlage am Hartmannsweiler Kopf, wo sich 2014 die Präsidenten Hollande und Gauck zum gemeinsamen Gedenken unter einstigen Erbfeinden trafen. Überraschend stieß man auf noch sichtbare Spuren des Friedberger Landsturm-Bataillons an den Frontlinien der Vogesen, auf den Grabstein von Max Richter und einen Hessenlöwen als Standbild am Col de Ste. Marie und am chemin de Haycot auf einen grimmig dreinblickenden Hessenlöwen als Mosaik mit Nennung der Friedberger Einheit, von Echzeller Nachfahren eines Beteiligten renoviert. Auch ein Feldpostbrief vom Dezember 1914 (vgl.  WZ  8.3. 2017) wurde aus der Wetterau in das Gebiet zugestellt.  Den Teilnehmern der Wiederholungsfahrt vom 17.-20.8, bei der nur noch wenige Plätze frei sind, stehen ereignisreiche vier Tage bevor.  Lothar Kreuzer

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