Jahrestag Urkunde 800 Jahre Friedberg

800 Jahre Friedberg – Historische Anmerkungen zum Jahrestag

Obwohl alle Historiker annehmen, dass Friedberg deutlich früher als 1216 gegründet wurde, feiert man dieses Jahr 800 Jahre Friedberg. Anlass für das Jubiläum ist die Ersterwähnung der Burg Friedberg in einer Urkunde Friedrichs II., datiert auf den 26. Oktober 1216 (VII. Kal. novembr. = am 7. Tag vor dem 1. November), Ind. V (im fünften Regierungsjahr seit 1212), ausgestellt in Leipzig (apud Lipzik).

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In diesem Schreiben (in lateinischer Sprache) auf einer ungegerbten, geglätteten Tierhaut von 5 x 11 cm versichert der König seine Getreuen, den Burggrafen Giselbert und die Burgmannen zu Friedberg (Wridburc), den Schultheißen zu Frankfurt (Wrankinfurt)  und alle Getreue des Reiches in der Wetterau (Wetreibia) seiner Gnade und wünscht alles Gute.  Anschließend teilt er mit, dass er aus seiner Gnade seinem Getreuen Ulrich von Münzenberg die Grafschaft und alle Güter, die dessen Vater und Bruder (Kuno I. und II. von Münzenberg) besessen hatten, zurückgegeben habe. Er gebietet den Adressaten, Ulrich von Münzenberg seinen Besitz friedlich zu überlassen und ihn künftig nicht zu behelligen.

Über die Ersterwähnung Friedbergs hinaus liefert der Inhalt dieses Erlasses wichtige Informationen zu Friedberg, Münzenberg und der Region Wetterau im Allgemeinen. Man kann ihr entnehmen, dass Friedberg, von den Staufern gegründet, schon nach kurzer Zeit eine wertvolle Ergänzung ihres Burgensystems und ein wichtiger Machtfaktor der Reichspolitik Königs Friedrichs II. geworden ist, dass die Burg mit Burggrafen und Burgmannen organisiert war und dass sie zumindest bei der Mahnung, Ulrich von Münzenberg in Ruhe zu lassen,  an erster Stelle genannt wurde.

Inhaltlich wichtig ist sie v.a. für Münzenberg und dessen Rolle in der großen Politik. Nach dem
Tode des Stauferkaisers Heinrich VI. 1197 wurde dessen zweijähriger Sohn (der Aussteller unserer Urkunde) für die Nachfolge nicht berücksichtigt.  Es entbrannte ein Thronstreit. Neben dem Favoriten der Staufer, Philipp von Schwaben, regierte der Welfe Otto von Braunschweig. Nach der Ermordung Philipps 1208 etablierte sich mit Hilfe der Kirche Otto IV. als unbestrittener Herrscher. Wie die meisten Reichsministerialen schloss sich der Münzenberger Kuno II. bald als Gefolgsmann dem Welfen an und stieg zum Reichskämmerer auf. Weil Otto IV. aufgrund seiner Italienpolitik bei der  Kirche in Ungnade gefallen war, konnte sich ab 1212 der junge Friedrich durchsetzen, nachdem er von Sizilien über die Alpen gekommen war, und es wurde wieder ein Staufer zum neuen König gewählt. Erneut vor die Entscheidung zwischen Staufern und Welfen gestellt, wechselt Ulrich von Münzenberg zurück zu den Staufern und ist 1213 als Reichskämmerer genannt. Friedrich II. entzieht jedoch den Münzenbergern, wahrscheinlich motiviert durch ihren früheren Wechsel ins Lager der Welfen, die Reichslehen. Unsere Urkunde verweist darauf, dass er dies erst nach dreijähriger Bewährung rückgängig macht und nun seinen Partnern in der Region kundtut. Bis zum Ende der Stauferherrschaft bleibt allerdings das Verhältnis der Münzenberger zum Reich nicht ungetrübt.

Einige Historiker bringen den zeitweisen Entzug von Grafschaftsrechten und Reichslehen eher mit lokalen Konflikten in Zusammenhang, da der Erwerb von Königstein durch die Münzenberger nicht in staufischem Interesse lag.

Zumindest als regionale Macht also spielte die Burg Friedberg in der Historie Anfang des 13. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle, die es in der Tradition zu feiern gilt. Ein passender Termin hierfür ist der 26. Oktober, an dem in Leipzig, am damaligen Aufenthaltsort Friedrichs II., eine Urkunde gefertigt wurde, die einen Schatz darstellt, weil in ihr für uns zum ersten Mal der Name unserer Stadt greifbar wird.

Lothar Kreuzer

Vgl. Frankfurter Rundschau 26.10.2016.

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