Fahrt Starkenburg II

Zum Abschluss des ersten Halbjahres führte Hans Wolf den Friedberger Geschichtsverein auf einer Tagesfahrt zum zweiten Mal in die Region Starkenburg. Ziel war der östliche Teil mit Heusenstamm, Dieburg und Rumpenheim im Rodgau sowie Babenhausen und Seligenstadt im Bachgau. Die Stadtkerne der alten fränkischen Siedlungen heben sich von der gesichtslosen Umgebung der Schlafstädte im Speckgürtel südlich von Frankfurt ab.

Die Herren von Heusenstamm bauten einen mittelalterlichen Wohnturm, später erhielt von Schönborn, der Mainzer Amtmann in Steinheim, den Besitz. Von der geplanten Vierflügelanlage des Renaissanceschlosses wurde nur die Hauptfront ausgeführt, da der Bauherr sich finanziell übernommen hatte, „ausgesäckelt“ war. Berühmt wurde die Stadt durch den Krönungszug Josephs II. 1764 nach Frankfurt, den Goethe als Jugendlicher erlebte und später in Dichtung und Wahrheit beschrieb. Den guten Beziehungen der Familie Schönborn verdankt die Kirche St. Cäcilia Balthasar Neumann als Baumeister.

Dieburg war zur Römerzeit eine bedeutende Zivilsiedlung und größer als im Mittelalter. Eine lebendige Führung machte im 2007 neu konzipierten Museum mit der Archäologie und den wichtigsten Funden des civitas-Hauptortes bekannt; herausragend der Mithras-Schrein mit seinen zwei Kultbildern.  Der Mainzer Amtmann Groschlag von Dieburg war Burgbaumeister der Burg Friedberg zur Zeit der Erbauung des St. Georgs-Brunnens, an dessen Sockel davon das Familienwappen zeugt.

Rumpenheim war Landsitz der Hanauer Grafen. Im 17. Jahrhundert wurde Graf Casimir entmachtet und das Schloss an seinen obersten Beamten abgetreten. Nachdem das Erbe an Hessen-Kassel gefallen war, wurde es mit Landschaftspark zu einem Alterssitz umgewidmet und ausgebaut.

Babenhausen kam durch Heirat und Erbteilung vom Haus Münzenberg, das ursprünglich aus der Dreieich stammt, in Hanauer Besitz. Die ehemals staufische Wasserburg wurde Residenz der Nebenlinie Hanau-Lichtenberg, bevor diese sich im Elsass niederließ. Zur Stadt hin offene Schalentürme der Stadtmauer und hervorragend restaurierte Häuser zieren die Altstadt. Die Residenzkirche schmückt ein wertvoller Altar mit Holzschnitzarbeit und die Grablege der ersten Hanauer Herrscher.

Die Stadtführung in Seligenstadt hatte die Schwerpunkte Einhard und Staufer. In Ober-Mulinheim, das Ludwig der Fromme 815 Einhard, dem hochrangigen Mitarbeiter und Biographen seines Vaters, Karls des Großen, schenkte, ließ sich dieser mit seiner Frau Emma im Alter nieder, gründete ein Benediktinerkloster, brachte unter abenteuerlichen Umständen erworbene Märtyrer-Reliquien hierher und barg sie in der Basilika. Einsetzende Pilgerströme machten den Ort zur „seligen Stadt“. Der Klostergarten wurde nach der Säkularisation in Parzellen für die Beamten des Landgrafen umgewidmet. Nach historischem Vorbild ist er mit seinen Zwergenobstsorten und dem Apothekergarten mit 79 Kräutern in Struktur und Bepflanzung rekonstruiert. Erst 1978 entdeckte man das Romanische Haus, einen massiven Steinbau, in dem Friedrich Barbarossa 1188 einen Hoftag abhielt. Mehr Repräsentations-als Verwaltungsbau ist sein Palatium, das wie ein rotes Schloss die Mainterrasse dominiert.

In den Dank an Hans Wolf mischte sich die Vorfreude auf den Odenwald als nächste Starkenburger Etappe.

Lothar Kreuzer

Vgl. Wetterauer Zeitung 20.7.2016

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