Fahrt Starkenburg I

Der Friedberger Geschichtsverein startete eine dritte Serie von regionalen Exkursionen. Sie erkundet die Provinz Starkenburg des ehemaligen Großherzogtums Hessen- Darmstadt und des Freistaats Hessen im Gebiet zwischen Main und Neckar. 

Unter der Führung von Hans Wolf führte die erste Etappe in den königlichen Wildbann Dreieich in den Grüngürtel südlich von Frankfurt, der auch weniger Bekanntes zu bieten hatte. Die Reichsministerialen von Hagen verwalteten von Dreieichenhain aus diesen Reichsforst. Später werden sie zu Begründern der Burg Münzenberg.

Erste Station war der Mönchshof unweit des gleichnamigen Autobahndreiecks. Auf dem ehemaligen Raffineriegelände, nach dem Flughafenausbau zu einem riesigen Logistikviertel umgewidmet, zeugt allein die Kapelle am Mainufer von der Staatsdomäne, die 500 Jahre lang von Klarissinnen betrieben wurde.

Heute beliebte Standesamt- Außenstelle ist das Anfang des 18. Jahrhunderts gebaute Jagdschloss Mönchbruch. Der Darmstädter Landgraf Ernst Ludwig  lud seine Gäste zur modernen Parforcejagd in die freistehenden Pavillons und die zur Straße gelegenen Repräsentationsräume. Hans Wolf rezitierte Matthias Claudius aus dem Wandsbeker Boten mit dem Protestschreiben eines Hirschen an den Fürsten, beißende Kritik an der mörderischen Hetzjagd.

Lange nicht zugänglich und nur wenig bekannt gilt Schloss Braunshardt bei Weiterstadt unter Kunsthistorikern als eine der bedeutendsten Rokokoanlagen Deutschlands. Im Lustschloss des 18. Jahrhunderts mit seinen verschiedenfarbigen intimen Salons  fühlte sich Queen Viktoria, eine der vielen berühmten Gäste an kleine Pralinenkästchen erinnert.

neben den Darmstädter Landgrafen drückten die Grafen von Isenburg der Region ihren Stempel auf. Graf Johann aus der Nebenlinie Offenbach baute 1662 das Jagdschloss Philippseich, Ende des 18. Jahrhundert prächtig mit Park erweitert.

Dreieichenhain lädt zum gemütlichen Schlendern durch den vor 30 Jahren meist privat   vorbildlich restaurierten Altstadtbezirk ein. Im frühen Mittelalter hatte Eberhard von Hagen einen ersten Wohnturm errichten lassen, um von hier aus zentral den „Hain in der Dreieich“ von Bad Vilbel bis in den Odenwald zu  kontrollieren.  Nach dem Aussterben der Linie Falkenstein in der Familie der Münzenberger übernahmen die Isenburger die Herrschaft in der Dreieich.

Gut Neuhof wurde um 1700 von Johann Philipp von Ysenburg- Birstein- Offenbach zu einem landwirtschaftlichen Mustergut ausgebaut. Das heutige mondäne Golfer- und Reiterquartier zog schon den 16jährigen Goethe an. Sein Wunsch, in den hier tagenden illustren Kreis der „Arkadier“ aufgenommen zu werden, scheiterte, da man ihn eher für ein Plappermaul hielt.

Um Gut Gravenbruch, von den Heusenstammern begründet, später im Besitz der in Mainz einflussreichen Grafen Schönborn,  stritten diese mit den Nachbarn von Isenburg. Da drohte man auch schon einmal handfest, einen frisch ausgesäten Acker wieder durchwühlen zu lassen. Gravenbruch war 1764 Quartier  von Kaiser Franz I., der hier im Rahmen der Krönungsfeierlichkeiten den hessischen Landgrafen empfing. In der ab 1960 erbauten Trabantenstadt findet sich inmitten der Betonkomplexe das Relikt eines Grenzsteins für drei Herren bewahrt: die Initialen verweisen auf die Frankfurter Commende, die Schönborns und die Ysenburger.

Den Abschluss der Tagesfahrt, die Lust auf die weiteren Etappen in der Provinz Starkenburg machte, bildete der Besuch von Neu- Isenburg, gegründet für die Glaubensflüchtlinge der Hugenotten und der Waldenser. Auf einem jeweils 250 m langen, quadratisch angeordneten Gebiet mit einem Achsenkreuz an  Straßen  bot Landgraf Philipp ihnen um 1700 Privilegien und moderne Arbeitsplätze in Manufakturen in Konkurrenz zu den noch in der Tradition verhafteten Frankfurter Zünften.

Vgl. Wetterauer Zeitung 28.5.2015

Veranstaltungen
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Februar
MDMDFSSo
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  • 13:00 -19:00
    03-02-2018
    Halbtagesfahrt nach Frankfurt 
    Das neue Historische Museum und die neue Altstadt
    Anmeldung und Zahlung von  26 € für Fahrt, Eintritt und Führungen bis zum   15. Januar 2018.
    Besitzer einer Museumsufer-Card werden gebeten, diese mitzubringen.
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