Presse 2013 Kinzigtal

Eine ganztägige Exkursion führte den Friedberger Geschichtsverein unter Führung von Hans Wolf in das untere Kinzigtal nach Langenselbold, Meerholz und Gelnhausen, Städten am berühmten Handelsweg Frankfurt- Leipzig mit engen Beziehungen zur Wetterau und Friedberg.

Die Herren von Selbold waren unter den Saliern und Staufern regional wirkende Reichsministeriale. Heinrich von Selbold stieg Mitte des 15. Jh. in der Burg Friedberg zum Baumeister, dem zweithöchsten Rang, auf. Die Mitglieder der kleinadligen Familie verdingten sich bei verschiedenen Herrschaften. 1108 stifteten sie ihr Hauskloster, das bald der Reformorden der Prämonstratenser übernahm. Nach der Reformation kauften die Büdinger den Besitz und bauten für die fürstliche Linie Büdingen- Isenburg- Birstein ein Schloss. Nachdem das Gebiet lutherisch geworden war, baute der Hanauer Hofarchitekt Hoffmann  im frühen 18. Jh. eine Predigtkirche samt dominantem Kirchturm. Langenselbold hat sich für den Hessentag 2009 herausgeputzt, oft im Hellgelb der umliegenden Tongruben.

Die Herren von Büdingen, deren Wappen mit zwei roten Balken der Wetteraukreis in sein Wappen übernommen hat, waren Aufseher über den großen Reichsforst; sie starben 1265 aus. Aus dem Gebiet von Sayn stammend übernahmen die Ysenburger als Grafen die Herrschaft.

Meerholz, bis Juni  geographischer Mittelpunkt der EU, beherbergte als Ableger von Selbold eine Klausur von Chorfrauen der Prämonstratenser. Am Standort residierte dann die Linie Ysenburg-  Büdingen- Meerholz bis 1929 in einem Renaissanceschloss, im 19. Jh. um Anbauten und ein Torhaus erweitert. In der Nähe des riesigen Schlossparks mit Mausoleum  entstand 1697 ein Palais, später Witwen- und Waisensitz, heute ein überregional bekanntes Papua- Museum. Der Wehrturm, der Renaissancebrunnen und die Synagoge zeugen vom Reichtum und der Bedeutung des Bauerndorfes. In der ländlichen Region hatten die Juden besonders unter Antisemitismus zu leiden.

Die Kaiserpfalz Gelnhausen ließ Friedrich Barbarossa auf der Kinziginsel, gegründet auf zwanzig Tausend Baumstämme, als Kontrapunkt zur Stadt errichten. Die Pfalz ist mit ihrem Bauschmuck „das Edelste, was wir von den Staufern haben“ (Hans Wolf). Urkundlich belegt ist die Stadtgründung von 1170, ca. zehn Jahre vor Friedberg, umstritten aber, ob der wichtige Reichstag 1180 schon in der Pfalz stattfand, da Baumuntersuchungen auf das Fälldatum 1182 verweisen. Durch ein neu eingebautes Treppenhaus kann man über dem  Torhaus zur Kapelle hinaufsteigen und den phantastischen Ausblick genießen.

Der Rundgang durch die Altstadt führte den Reichtum der mittelalterlichen Stadt vor Augen, deren Steuereinnahmen fast an Frankfurt heranreichten. Nach der Stadterweiterung dehnte sich die Siedlung um zwei große  Marktplätze als Zentrum aus. Die Marienkirche, ab 1170 gebaut, zeigt in ihrer Erweiterung und Erhöhung sowie dem Reliefschmuck die Entwicklung von der Romanik zur französisch beeinflussten Gotik. Die Prämonstratenser als Patrone verhinderten  die Vollendung einer zweiten Stadtkirche, der Peterskirche. Wie Friedberg war Gelnhausen von Karl IV. verpfändet worden. Die beiden großen Söhne der Stadt stellte Herr Wolf besonders heraus: Philipp Reis, den Wegbereiter „der Fortpflanzung menschlicher Töne mithilfe galvanischen Stroms“ und den Barockdichter Grimmelshausen. Vergnügliche Zitate von ihm bildeten den Abschluss der Fahrt, die Vorfreude auf den Besuch des oberen Kinzigtals im nächsten Frühjahr weckte.

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