Presse 2012 Burgen Taunus

Auf einer eintägigen Exkursion führte Hans Wolf den Friedberger Geschichtsverein an vier Orte im burgenreichen Vordertaunus, deren Herrschaften eng mit der Wetterau und mit Friedberg verbunden waren. Nach den Staufern hatten sich viele kleine Territorien gebildet, die durch Heirat und Erbe miteinander verbunden, aber teils auch verfeindet waren. Sie hatten sich immer wieder gegen das mächtige Erzbistum Mainz und die Landgrafen von Hessen zu behaupten.

Über Homburg, dessen weißer Turm als alter Bergfried stehen blieb und das  lange der Familie Brendel , die auch mächtige Friedberger Burgmannen waren, als Lehen verliehen war, ging es nach Falkenstein zum Ursprung der mittelalterlichen Siedlungsgeschichte der Wetterau, wo 1960 die massiven Grundmauern der salischen Wehrturmburg der Grafen von Nürings freigelegt wurden. Diesem lothringischen Geschlecht von der Mosel war die Wettereiba als Lehen zugefallen. Nach ihrem Aussterben 1177 machten die Staufer die Wetterau zu Reichsland. Niederadlige Reichsministeriale aus Falkenstein am Donnersberg  in der Pfalz bauten Neu- Falkenstein. Sie beherrschten  vom 13.- 18. Jh. viele Ortschaften in der Wetterau und im Vordertaunus. Von Münzenberg erwarben sie nach und nach 6/7 des Erbes.

Mit noch repräsentativerer Fernwirkung verlegten sie ihren Sitz nach Königstein. Diese Burganlage entwickelte sich zu Schloss und Festung in einem. Die Münzenberger bis 1255, Falkenstein bis 1418, Eppstein bis 1535, die Grafen von Stolberg bis 1581 und dann die Kurfürsten von Mainz, die rekatholisierten, bis 1803 bauten an der vieltürmigen Burg, die die Franzosen 1796 sprengten. Fischgrätenmuster an der dritten äußeren Mauer zeugt von der mittelalterlichen Bauweise.  Die Zustände während der Nutzung als Mainzer Staatsgefängnis dokumentierte Herr Wolf mit Briefen von Caroline Schlegel, spätere Gattin des Philosophen Schelling. Wegen Kontakten zu führenden Mainzer Jakobinern saß sie von 1793 – 95 ein. Sie brandmarkte die Haftumstände, das unrechtmäßige Verhalten und den „deutschen Eifer“ ihrer Gegner sowie die Verschleppung des Verfahrens, sie konnte aber verheimlichen, dass sie von einem Franzosen schwanger war.

Die Attraktivität Königsteins ließ die Mainzer Bischöfe hier einen Sommersitz erbauen, später Eigentum des nassauischen Grafen von Luxemburg, sie wurde von Stoltze gelobt und in der Posse „Landpartie nach Königstein“ verewigt.

Die Herren von Eschborn wurden als Dienstmannen im Auftrag des Königs Kron- Berger. Neben der ersten Handfeuerwaffe von 1399 ist Prachtstück im Schlossmuseum der Wandteppich mit der Szenerie der Schlacht bei Kronberg 1389. Die Niederlage der Reichsstädte (ohne Friedberger Kontingent) gegen die  Ritter und Fürsten besiegelte die eigenständige Außenpolitik der Städtebünde und schmälerte damit auch die Macht Friedbergs. Kronberg kam durch Strafzahlungen der Verlierer zu Reichtum. Ausdruck dessen sind die Innenausstattung der gotischen Johanniskirche mit prächtigen Grabdenkmälern und dem Marienaltar sowie die Streitkirche, vom Erzbischof Johann Schweikhard inmitten der Altstadt als katholisches Bollwerk errichtet. Kronberg zog immer wieder hohe Herrschaften an.  Die Kaiserwitwe Victoria erbaute hier in der preußischen Provinz  ihren Alterssitz im Landhausstil. Die Schenkung von Burg Kronberg durch ihren Sohn Wilhelm II. sicherte Erhalt und Restaurierung des Ensembles aus staufischer Burg und Schloss, das in den Zustand der Zeit um 1600 zurückgebaut wurde.

Letzte Station war Eppstein, als Mainzer Lehen machtpolitisch Kontrahent der anderen Herrschaften im Vordertaunus. Fast ausschließlich  Eppsteiner waren  im 13. Jh. einflussreiche Erzbischöfe in Mainz. Von Neuwied bis in den Spessart und Odenwald erstreckte sich das Territorium. Später litt die Burg unter der Aufteilung in hessische und Mainzer Herren. Als Ruine entsprach sie im 19. Jh. dem touristischen Geschmack und animierte Dumas zu seinem Roman „Albine oder die Erscheinung auf dem Schlosse Eppstein“.

Mit dem Dank an Herrn Wolf kehrte man in die Wetterau zurück, über deren Herren aus mehr als acht Jahrhunderten man im Vordertaunus viel gelernt hatte.

Lothar Kreuzer

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