Johannes Kögler und Hans Wolf: Exkursion zu anderen Monumentalmikwen in Köln und Andernach

Wetterauer Zeitung, 09.01.2011

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750jährigen Jubiläum des Friedberger Judenbades

von Lothar Kreuzer

 

Das Programm zum 750jährigen Jubiläum des Friedberger Judenbades (Mikwe) wurde mit der zweiten Exkursion zu anderen Monumentalmikwen in Köln und Andernach fortgesetzt. Die Veranstaltung von Wetterau- Museum, Geschichtsverein und Förderverein Stadtkirche stand erneut unter Führung von Johannes Kögler und Hans Wolf, der die wesentlichen Fakten zu den Städten und zur Reiseroute durch das Rheintal vorstellte und zu den Bauwerken in Beziehung setzte. Herr Kögler informierte besonders zu den Mikwen, ihren Parallelen und Unterschieden im Vergleich zu Friedberg.

In Köln, in Antike und Mittelalter größte deutsche Stadt, seit den Karolingern machtvolles Erzbistum, durch Stapelrecht zu Reichtum gekommen, wurde in kompetenter Führung das ehrgeizige Projekt „Archäologische Zone – Jüdisches Museum intensiv erläutert. Bis 2014 soll ein Museum entstehen, in das das riesige Grabungsareal integriert wird. Nachdem in den 50er Jahren die Mikwe wiederentdeckt und der obere, zerstörte Teil nachgebaut wurde, ist der 17 m tiefe Badeschacht wieder zu besichtigen. Klar hebt sich vom Rotsandstein des 12. Jahrhunderts ein älteres Becken aus Tuffstein ab. Im Schacht lassen sich verschiedene Reparaturphasen erkennen. Ein besonderes Forschungsprojekt widmet sich den Zusammenhängen von Klima und Licht, wichtiger Aspekt für die Denkmalpflege aller mittelalterlichen Monumentalmikwen. Bei Ausgrabungen im Synagogenbereich nebenan und im Bereich des römischen Prätoriums durchmessen die Archäologen sehr schnell verschiedene Bauschichten bis zurück in die Römerzeit, wobei Material immer wieder einmal auch in späteren Phasen erneut verwendet wurde.

Aus den Reihen der seit 321 belegten und damit ältesten jüdischen Gemeinde Deutschlands kamen Mitglieder des Stadtrats, die damals für das Steueraufkommen hafteten. Das Rathaus wird eng flankiert von jüdischen Häusern der bedeutenden Gemeinde, die nach den Pogromen im 14. und 15. Jh. bis zur Franzosenzeit verschwand. Eine Synagoge schon vor den Erdbebenzerstörungen des 8. Jahrhunderts ist nachzuweisen. Nicht zuletzt die gotische Lesekanzel der Synagoge mit ihrer kunstvollen Verzierung zeigt in ihrer Meisterschaft Beziehungen zu den Dombaumeistern. Täglich neue Funde wie eine hebräische Handschrift aus der Frauensynagoge lassen weitere Aufschlüsse erwarten. Aus der Synagoge wurde ab 1426 die Ratskapelle, von der ein Tympanon gut erhaltenen ist.

An Bonn vorbei, der Residenz der geflohenen Erzbischöfe, über dessen Entwicklung bis in die heutige Zeit nach der Verlegung der Hauptstadt Herr Wolf auch autobiographisch berichten konnte, ging es nach Andernach, das als Schenkung Barbarossas an Erzbischof Reinhard von Dassel südlichste Zollstation der Kölner wurde und entsprechend wehrhaft ausgebaut war. Das Patrozinium lag bei den Trierern, die eine spätromanische Marienkirche als Emporenbasilika errichten ließen. Wichtig war Andernach als Etappenort der Königszüge nach der Wahl in Frankfurt zum Thron in Aachen. Die Mikwe im altgotischen Stil, heute Teil des Historischen Rathauses, ist beidseitig von Treppen eingefasst, so dass man erst weit unten das 14 m tief liegende Becken erblickt.

Zum Abschluss des Jubiläums der Friedberger Mikwe findet am 4./ 5. 11. in der Fachhochschule ein wissenschaftliches Symposion statt, bei dem aus religiöser, kunstgeschichtlicher und denkmalpflegerischer Sicht unsere prächtige Mikwe im Kontext derer, die Ziel der Exkursionen waren, gewürdigt wird. Die Öffentlichkeit ist eingeladen, um Anmeldung beim Wetterau- Museum wird gebeten.
Lothar Kreuzer

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