Fritz-Rudolf Herrmann: Luftbildarchäologie zerreißt den Schleier

Wetterauer Zeitung, 25.4.2009

»Fritz-Rudolf Herrmann: Luftbildarchäologie zerreißt den Schleier«

Zum Ausklang von »Friedberg lässt lesen«: Fritz-Rudolf Herrmann referiert über den Glauberg


Fritz-Rudolf Herrmann während seines Vortrages.

Die Welt, so wie die Kelten sie sahen.

Friedberg(con). Die Buchhandlung Bindernagel und die Ovag AG lassen nicht nur Autor zu Wort kommen. Davon konnte man sich in der Hauptverwaltung des Energielieferanten überzeugen.

Zusammen mit dem Friedberger Geschichsverein ein holte man Fritz-Rudolf Herrmann zu einem interessanten Vortrag über die Ausgrabungen auf dem Glauberg, der wahrscheinlich das Zentrum der keltischen Kultur gewesen ist.

Das Jubiläumsjahr der Buchhandlung und die bestehenden familiären Bindungen zum Geschäftsinhaber Christian Herrmann waren für Fritz-Rudolf Herrmann ein besonderer Anlass, zum Ende der Saison 2008/2009 in der Reihe »Friedberg lässt lesen« über seine archäologische Arbeit an der bedeutsamen keltischen Ausgrabungsstätte zu referieren.

Herrmann studierte u. a. Vor- und Frühgeschichte so sowie wie klassische Archäologie. Er war von on 1973 bis 2001 Landesarchäologe von on Hessen im Landesamt für Denkmalspflege, Wiesbaden und Leiter der Ausgrabungen am Glauberg von on 1985 bis 2001. Sein Vortrag zeigte seine Begeisterung über die dort getätigten Funde.

Am Ostrand der Wetterau gelegen, hatte der Glauberg, letzter Basaltausläufer des Vogelsberges, zu vielen Zeiten Bedeutung für die Menschen. Wie Herrmann ausführte, war aber bereits Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt, dass sich hier eine große, keltische Grabstätte befindet. Dies geriet jedoch in völlige Vergessenheit, und erst 1987 wurde per Luftbildarchäologie der riesige Kreisgraben dieser Grabstätte wieder wiederentdeckt. Mit etwa 400 Metern im Durchmesser sorgte er für Aufregung, und 1994 begann man mit den Ausgrabungen. Der Hügel, einstmals abgetragen, wurde im Verlauf der Arbeiten wieder aufgetragen.

In einer Doppelbild- Diaschau zeigte Fritz-Rudolf Herrmann in Gegenüberstellungen nicht nur, auf welche Weise diese Entdeckung stattfand. Kartenwerke zeigen die Verbreitung des keltischen Kulturkreises. Die Fundstücke bezeugen den Austausch und Verkehr mit anderen Kulturn. Die Ära der keltischen Hochkultur liegt im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt. Eine Karte der kenntnisreichen Welt aus dieser Zeit zeigt die Darstellung der damals angenommen Welt.

Die Kelten entstanden aus älteren Kulturen Frankreichs, der Schweiz und Deutschland. Im 5. Jahrhundert vor Christus war die Keltenkultur voll ausgebreitet und existierte etwa 120 Jahre bis 380 v.Chr Chr. auf diese Weise. Die Kelten bildeten keinen Staat und betrieben keine eine Politik. Nach Christi Geburt verschwanden sie vollkommen und gingen in anderen Kulturen auf.

Keltenfürsten, so Herrmann, waren keine Fürsten im herkömmlichen Sinn, sondern lediglich die führenden oder ersten Leute innerhalb dieses Kulturkreises. Mit Burgenbau und reichen Fürstengräbern demonstrierten sie Reichtum und hohes kulturelles Leben.

Die Entdeckung zweier Grabhügel im Vogelsberg mit reichen Grabbeigaben beigaben geben einmalige Erkenntnisse aus der Zeit der Kelten. Hauptstück ist eine lebensgroße, fast vollständig erhaltene Statue, an der viele Details zu erkennen sind. Der dargestellte Mann trägt Schmuck und ein Schwert, er ist in einen Leder- oder Leinenpanzer gekleidet, und eine Blattkrone ziert seinen Kopf. Diese Attribute fanden sich in ähnlicher Form in dem anderen Grab als Beigaben wieder. Details an Schmuckstücken zeigen persische Einflüsse, Schnabelkannen bargen Reste von Flüssigkeiten. Darstellungen auf Kannen und Geschirr lassen erkennen, dass zu der Zeit die Hose als Kleidungsstück bekannt war und deuten auf regen Verkehr mit den Mittelmeerländern hin.

Fritz-Rudolf Herrmann berichtete über die Anordnung der Grabstätte mit seinem Prozessionsweg; er zeigte in Bildern die Bauweise, die auf einen Kalenderbau hinweisen. Mittels modernster Technik ist es unter seiner Leitung gelungen, diese monumentale einmalige Ausgrabungsstätte zu heben. Die Vermutung liegt nahe, dass der Glauberg das größte Heiligtum der Kelten gewesen ist.

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