Archivleiterin Katja Augustin und ihre Mitarbeiter referieren über 100 Jahre Stadtarchiv Friedberg

Wetterauer Zeitung, 31.10. 2007

»Von der Kiste, dem Gewölb´und Rollregalen«

Vortrag von Bürgermeister Keller und Mitarbeitern beim Geschichtsverein über 100 Jahre Stadtarchiv


von Achim Meisinger

Bürgermeister Michael Keller mit dem Team des Friedberger Stadtarchivs (v.l.n.r.): Bürgermeister Michael Keller, Katja Augustin, Lutz Schneider, (sitzend) Walburga Glinka-Rack.<=““ td=““ border=“0″> Bürgermeister Michael Keller mit dem Team
des Friedberger Stadtarchivs (v.l.n.r.): Bürgermeister Michael Keller, Katja Augustin, Lutz Schneider, (sitzend) Walburga Glinka-Rack


Von der eisernen Kiste, dem Gewölb´ und Rollregalenn
Vortrag zu 100 Jahre Stadtarchiv Friedberg vor dem Friedberger Geschichtsverein

Am vergangenen Donnerstag wurde das 100-jährige Jubiläum des Stadtarchivs Friedberg im Rahmen eines Vortrags vor dem Friedberger Geschichtsverein gewürdigt. Der Vortrag bildete auch den Abschluss der Jubiläumsveranstaltungen.
Von Beginn an waren die Geschicke des Stadtarchivs aufs engste mit dem Friedberger Geschichtsverein verbunden. Nachdem sich Ferdinand Dreher, Schriftführer des Vereins, der bis dahin sehr schlecht gelagerten Archivalien der Stadt Friedberg im Jahre 1907 angenommen hatte, ging es mit der Qualität der Aufbewahrung stetig voran.
Bürgermeister Michael Keller, Stadtarchivleiterin Katja Augustin und ihre Mitarbeiter Walburga Glinka-Rack sowie Lutz Schneider gaben bei ihrem Vortrag einen eindrucksvollen Rückblick auf die Vorgeschichte des heutigen Archivs. In Form einer Power-Point-Präsentation gelang es den Referenten dabei sehr geschickt, die zahlreichen Zuhörer an die Chronologie des Friedberger Archivwesens zu fesseln.
Bereits ab dem Jahre 1273 ist eine Archivierung von Friedberger Urkunden nachweisbar. Als erster belegter Aufbewahrungsort wird „das Gewölb´“ über der offenen Arkade des Nordturmes der Stadtkirche erwähnt. Neben der Stadtkirche wurde später mit der „Ratsordnung von 1483“ zusätzlich das „Alte Rathaus“ auf der Kaiserstraße 21 als Verwahrort der städtischen Unterlagen bestimmt, wobei dort eine Eichentruhe mit drei Schlössern Verwendung fand. Eine ähnliche Truhe, oder möglicherweise sogar das Original, wird zurzeit in der Ausstellung des Stadtarchivs im Bibliothekszentrum gezeigt.
Als Folge der staatlichen Neuordnung Deutschlands durch den Wiener Kongress 1815 verloren die Urkunden, Verträge und Privilegien der ehemals freien Reichsstadt Friedberg ihren rechtlichen Wert. Damit büßten auch die Archive ihren rechtlichen Status ein und das Interesse an den in den Archiven aufbewahrten Dokumenten erlahmte. Um 1880 wurde ein Großteil des Friedberger Archivs nach Darmstadt in das Großherzogliche Haus- und Staatsarchiv überführt. Die Bestände, die in Friedberg verblieben, wurden weiterhin im Glockenturm der Stadtkirche bzw. in der feuchten alten Sakristei oder im „Alten Rathaus“ auf der Kaiserstraße 21 gelagert und fristeten dort ein armseliges Dasein.
Für heutige Verhältnisse unvorstellbar war z.B. der Fund eines Privileges Kaiser Karls V. von 1541 durch den Stadtverordneten Falck Ende der 1870er Jahre, der diese Urkunde in „einer Schublade unter einem Taubennest im Glockenturm“ entdeckte.
Das Referenten-Team um Katja Augustin ging in der Präsentation auf die früheren Archivleiter Ferdinand Dreher, Friedrich Wilhelm Schaum, Wilhelm Hans Braun, Anton Heinstadt und Michael Keller ausführlich ein, die bis auf Schaum und Heinstadt eng in die Vorstandsarbeit des Geschichtsvereins eingebunden waren.
Bürgermeister Michael Keller betonte als langjähriger Archivleiter, dass es gerade im Zuge der Neustrukturierung des Friedberger Stadtarchivs ab dem Jahre 1980 unabdingbar war, sich von zahlreichen Buchbeständen zu trennen, die keinen Bezug zur Friedberger Stadtgeschichte hatten. Auf der anderen Seite stellt die aus der wissenschaftlichen Spezialbibliothek des Friedberger Geschichtsvereins hervorgegangene „Sondersammlung Wetterau“ im Stadtarchiv eine wahre Fundgrube für die Regional- und Heimatforschung dar.
Das Stadtarchiv verfügt derzeit über ca. 2.000 laufende Meter an Beständen und stößt somit langsam an seine Kapazitätsgrenze. Für die Zukunft werden sich die Archivare im Zuge der fortschreitenden Informationstechnologie insbesondere auch um eine adäquate Archivierung der digitalen Überlieferung Gedanken machen müssen.
Dass dieser Abend einen spannenden Rückblick in die Friedberger Stadtgeschichte bot, zeigte sich anschließend. Zahlreiche Zeitzeugen, die die Archivleiter aus der Nachkriegszeit noch persönlich erlebt hatten, wie z.B. die langjährige Archivmitarbeiterin Gretel Thomas, berichteten von ihren eigenen persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen und riefen so manch´ amüsante Anekdote in Erinnerung.
Zum Abschluss der sehr gelungenen und abwechslungsreichen Veranstaltung führte Katja Augustin die Zuhörer durch einen Raum des Magazins, wo den Teilnehmern interessante Einblicke gewährt wurden.
Die Ausstellung zum Archivjubiläum ist noch bis einschließlich 27. November im ersten Stock des Bibliothekszentrums während der Öffnungszeiten zu sehen.

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