Buchpräsentation: Karl Weigand

Wetterauer Zeitung, 24.12.2004

»Wörtersammler und zerstreuter Professor«

Jürgen Wagner stellt beim Geschichtsverein die Weigand-Biographie vor, Walburga Glinka-Rack liest Mundartgedichte

von Hans Wolf

 

In der letzten Veranstaltung des Friedberger Geschichtsvereins vor dem Jahreswechsel stellte Jürgen Wagner seine Biografie des Wetterauer Germanisten und Mundartdichters Karl Weigand vor. Dabei legte er den Schwerpunkt auf die Wörterbucharbeit Weigands, der in Florstadt geboren, in Friedberg auf dem Schullehrerseminar in der Burg ausgebildet worden war und es dann zum ersten Lehrstuhlinhaber für Germanistik in Gießen brachte. Er war ein Wörtersammler und aufgrund seiner Akribie und seines Fleißes war er den Brüdern Grimm als Mitarbeiter an ihrem großen Deutschen Wörterbuch sehr willkommen. Wagner hatte auch einige Anekdoten parat, die den zerstreuten Gießener Professor zeigten. In der regen Aussprache kam heraus, dass Weigand in Gießen von den Unruhen um Büchner und Weidig unberührt geblieben ist. Der politische Vormärz in Hessen und auch die 48er Revolution gingen an diesem völlig unpolitischen Menschen vorüber.

Das Bibliothekszentrum hatte einen Büchertisch vorbereitet, auf dem Weigands Wörterbuch und andere Schriften ausgelegt waren und auch eine Nummer des Intelligenzblattes, des Vorläufers der WZ, in der ein Mundartgedicht von Weigand abgedruckt war.

Den zweiten Teil des Abends gestaltete Frau Glinka-Rack, Mitarbeiterin im Stadtarchiv, durch drei Mundartvorträge: Peter auf dem Kirschmarkt, ein Wetterauer Sonett und die Sage vom wilden Jäger bei Staden. Die Wetterauer Mundart, die Weigand Mitte des 19. Jahrhunderts in seinen Gedichten fixiert, ist heute schwer verständlich und deshalb hat Jürgen Wagner (auch in seinem Buch) zwar keine Übersetzung geboten, aber eine Erläuterung des Geschehens, die das Verständnis erleichtert. Weigand hält den originären Sprachstand in Wortschatz und Idiomatik fest und übersetzt nicht wie viele moderne Mundartdichter Nichtmundartliches in Mundart. Das ist dann nämlich manchmal zum „zwatzelich“ werden.

Als Zugabe bot Frau Glinka-Rack dann noch das bekannte „Läidche von dr Wearrerah“, in dem die Friedberger Gastronomie gelobt und Friedbergs Gourmetkultur als „Schnoawwilwahd“ (Schnabelweide) gepriesen wird.
Dem Referenten wurde mit herzlichem Beifall und der Rezitatorin außerdem noch mit Blumen gedankt.
Das Buch Jürgen Wagners, „Der Wörtersammler Karl Weigand (1804-1878) und seine Zeit“ ist für 15 € im Buchhandel erhältlich.
Im Internet www.wetterauer-zeitung.de

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